Prozessbericht Ella Tag 3 (15.06) / Court case report Ella day 3

English below

Ella ist eine Gefangene aus dem Widerstandsdorf gegen die Zerstörung des Trinkwasserschutzgebietes im Dannenröder Forst für den Autobahndinosaurier A49.

Sie sitzt wegen angeblicher schwerer Körperverletzung gegen Vollzugsbeamte seit über einem halben Jahr in Frankfurt Preungesheim im Gefängnis.

Auch der dritte Prozesstag bringt wenig neue Erkenntnisse. Die Staatsanwältin möchte zu Beginn einen 2. Sicherungsverteidiger für Ella beantragen, ihr Antrag wird abgelehnt.

Heute wird ein weiterer SEK Beamter vernommen. Auch er muss weder seine Identität preisgeben, d.h. er kommt in grüner Montur und mit Hasskappe verhüllt in den Gerichtssaal. K432 aus Köln.

Auch er wird zum Tathergang befragt, nur dass er leider gar nichts gesehen hat. Weder den Vorfall, als Flüssigkeiten aus einem Baumhaus gekippt wurden, noch die Tritte und Schläge, die angeblich passiert sein sollen, da er von der Baumseite, wo es passiert ist, abgewandt war. Er war am 26.11. von der Kripo vernommen worden und beschreibt die „Täterin“ mit Adidasjacke, schwarzen Schuhen, tätowiertem Finger und Schminke im Gesicht. Auf Ellas Räumungsvideo vom ersten Tag war davon nichts zu sehen, nicht einmal die Schuhe waren schwarz. Während für die Besetzerinnen für die Räumung keine Hubwagen zur Verfügung gestandenhaben sollen, wird er nach einer Dreiviertelstunde von der Buche abgeholt, da die Buche zu glatt zum runterklettern gewesen sei.

Danach wird noch einmal das Räumungsvideo gezeigt, fast 30 Minuten lang, auf dem ausser der Versuch auf 15 m Höhe die Bandschlinge vom Fuß zu schnicken und dabei aus Notwehr in Richtung Angreifer zu treten, keinerlei Gewalttaten sichtbar werden. Von welcher Perspektive auch immer, sie schnickt ihren Turnschuhbewehrten Fuß in Richtung Schlinge und trifft dabei Hand und Helm.

Am heutigen Prozesstag wird auch deutlich, warum die anderen SEK ler von schwerer Profilsohle sprechen, denn eine schwere Sohle wird vor Gericht als Waffe bewertet, ein Turnschuh jedoch nicht.

Deshalb wird heute der Turnschuh für die nächsten Gerichtstermine angefordert.

Nun wird ein Brief verlesen, der von Gerichts wegen beschalgnahmt wurde. Der Richter verliest den Brief:

Ella schreibt: Schön, dass das Buch „liberating“von Dir endlich angekommen ist. Es ist wunderbar, davon zu lesen, es beschreibt viele Facetten indigenen Widerstands. Dann geht es um eine gemeinsame Freundin im schwedischen Gefängnis. Mit ihr diskutierte Ella, wie schlimm es sei, dass auch das Samiland durch Eisenminen bedroht sei. Kritisch äußert sie sich über die Worte der schwedischen Freundin, die antwortete: „Eisen ist gut und Grenzen sind gut.“ Sie schreibt an ihre Empfängerin kritische Worte zu dieser Einstellung.

Weiterhin führt sie aus, dass nach der Räumung im Danni sie zu dem Schlus gekommen ist,, dass es sich bei den Vertretern der Justiz um Menschen handeln muss, die in ihrer Kindheit vernachlässigt wurden. (Heiterkeit im Publikum) Sie hätten Angst ihre Dominanz zu verlieren und ihnen sei nicht bewußt, dass sie alle Blumen abschneiden können, nicht aber den Frühling aufhalten können.

Sie bezieht sich dabei auf das mangelnde Einfühlungsvermögen des Staatsapparats, sich mit intakten Wäldern und einem vielfältigen Tierreich in guter Verbindung zu fühlen und diese zu schützen.

Sie selber spricht in dem Brief die Hoffnung aus, dass sie stärker aus dem Knast herauskommen möge als sie hineingegangen ist.

Nach Verlesen des Briefes macht der Richter den Eindruck, als ob er sich selber wundert was denn in diesem Brief schlimmes drinstehen soll.

Als Zuhörer jedenfalls wurde nochmals deutlich, dass es sich um einen hochpolitischen Prozess handelt, denn es geht ja in diesem Brief nicht darum, was sie getan hat, sondern welche Haltung sie einnimmt.

Die Haltung, sich aufgrund der Klimakrise gegen Grenzen und Eisenindustrie zu stellen, hat den Richter veranlasst, den Brief zu beschlagnahmen.

Er gibt den Brief an die Empfängerin frei und behält eine Kopie für die Akten.

Prozessbeobachter und Unterstützer der Kampagne „Freiheit für die Klimaschützer“ aus dem Netzwerk um den Dannenröder Forst hatten sich ja bereits mit einer Grossveranstaltung auf den Tag der Urteilsverkündung vorbereitet.

Nun sind aber fünf weitere Prozesstage veranschlagt worden.


Ella is a prisoner from the resistance village against the destruction of the drinking water protection area in Dannenröder Forst for the A49 highway dinosaur.

She has been in prison in Frankfurt Preungesheim for more than half a year for allegedly causing grievous bodily harm to law enforcement officials.

The third day of the trial also brings little new information. The prosecutor wants to apply for a 2nd security defense lawyer for Ella at the beginning, her application is rejected.

Today, another SEK officer is questioned. He, too, does not have to reveal his identity, i.e. he comes into the courtroom in a green outfit and covered with a hate cap. K432 from Cologne.

He, too, is questioned about the course of events, except that he unfortunately did not see anything at all. Neither the incident when liquids were tipped out of a tree house, nor the kicks and punches that allegedly happened, because he was facing away from the side of the tree where it happened. He had been interviewed by the CID on Nov. 26 and described the “perpetrator” as wearing an Adidas jacket, black shoes, a tattooed finger and makeup on her face. On Ella’s eviction video from the first day, none of this could be seen, not even the shoes were black. While for the squatters for the eviction no lift trucks are said to have been available, he is taken away from the beech tree after three quarters of an hour, because the beech tree was too slippery to climb down.

Afterwards, the evacuation video is shown once again, for almost 30 minutes, on which no acts of violence are visible, except for the attempt to cut the tape sling from the foot at a height of 15 meters and to kick in the direction of the attacker out of self-defense. From whatever perspective, she snaps her sneaker-armored foot in the direction of the sling, hitting her hand and helmet.

On today’s trial day it also becomes clear why the other SEK ler speak of heavy profile sole, because a heavy sole is evaluated in court as a weapon, but a sneaker is not.

Therefore, the sneaker is requested today for the next court dates.

Now a letter is read out, which was sounded by court. The judge reads out the letter:

Ella writes: It’s nice that the book “liberating” from you has finally arrived. It is wonderful to read about it, it describes many facets of indigenous resistance. Then it is about a mutual friend in prison in Sweden. With her, Ella discussed how bad it was that Samiland was also threatened by iron mines. She is critical of the words of the Swedish friend, who replied, “Iron is good and borders are good.” She writes to her recipient critical words about this attitude.

Furthermore, she states that after the eviction in Danni she came to the conclusion that the representatives of justice must be people who were neglected in their childhood. (Laughter in the audience) They are afraid of losing their dominance and they do not realize that they can cut all the flowers, but they cannot stop the spring.

She refers to the lack of empathy of the state apparatus to feel well connected with and protect intact forests and a diverse animal kingdom.

In the letter, she herself expresses the hope that she will come out of prison stronger than she went in.

After reading out the letter, the judge gives the impression that he himself is wondering what bad things are supposed to be in this letter.

As a listener, in any case, it became clear once again that this is a highly political process, because the letter is not about what she has done, but what attitude she is taking.

The stance of opposing borders and the iron industry because of the climate crisis prompted the judge to seize the letter.

He is releasing the letter to the recipient and retaining a copy for the record.

Trial observers and supporters of the campaign “Freedom for the climate protectors” from the network around the Dannenröder Forest had already prepared for the day of the pronouncement of the verdict with a large event.

Now, however, five more days of trial have been scheduled.

Prozessbericht Ella Tag 2. (8.06) / Court case report day 2

English below

Auch dieses Mal war die Öffentlichkeit weitgehend ausgeschlossen, nur vier Sitze blieben, um den gesellschaftspolitisch so wichtigen Prozess gegen die Klimaaktivistin zu beobachten, die mit ihrem Körper versucht hat das Vogelsberger und Frankfurter Trinkwasser und die dreihundertjährigen Eichen zu beschützen.

Das erste bemerkenswerte: Die Staatsanwältin F. war im letzten Termin verhindert und hatte das Video des Richters am ersten Prozesstag zur Räumung gar nicht gesehen. Denn dort konnte man sehen, wie der Polizist das Sicherungsseil der gefesselten Aktivistin durchschneidet, sie nach hinten kippt und unwillkürlich der Fuß Richtung Polizeihelm schnellt. Darauf ist deutlich zu sehen, dass diese Situation ein Arbeitsunfall war. Ich hoffe sehr, dass die Staatsanwältin sich diesen nochmals ansieht und mit den Aussagen der SEK Beamten vergleicht.

Am 2. Prozesstag wurden nun drei SEK Beamte als Zeugen vernommen, deren Glaubwürdigkeit nach den Vorfällen der Rechten Vernetzung im SEK Frankfurt nun in der Allgemeinheit deutlich gesunken ist.

Zum Sachverhalt vernommen, gibt es bei den jungen Kerlen einige Ungereimtheiten. So will der eine Beamte Ella an ihren langen schwarzen Haaren erkannt haben, jedoch tragen die jungen Aktivisti zu ihrer eigenen Sicherheit und auf dem Video deutlich zu sehen immer eine Mütze. Wie soll er sie dann an den Haaren identifiziert haben?

Ganz sicher war sich ein Beamter, dass sie mit ihren dicken Profilsohlen nach ihm getreten habe, sie aber trug Turnschuhe.

Der Nebenkläger des SEK, Anwalt C. Und Polizeisausbilder aus Bonn, flüstert den SEKlern ständig zu, was sie sagen sollen. Desweiteren bleiben sie anonym und werden trotz Antrag nicht vereidigt.

Nun wird Stunden um Stunden diskutiert.

Nicht erörtert wird aber, wie es ihr wohl auf dem Seil ging, ob sie vielleicht in Panik oder Schock versucht hat, nach der Schlinge um den Fuß zu treten, wobei sie leicht einen Polizisten an Kopf oder Schulter trifft, das ist nicht gut zu sehen. Ich möchte nicht auf 15 Metern Höhe eine Schlinge um den Fuß bekommen, geschweige denn von drei von allen auf mich zukommenden SEK lern, deren brutales Vorgehen bei Räumungen von Aktivisti vielfältig berichtet wird. Da kommt doch jedem noch so friedliebenden Mensch Panik auf.

Aber diesen Tritt im Gerangel auf 15 m Höhe als schwere Körperverletzung zu betiteln, spricht allen Frauen Hohn, die bei häuslicher Gewalt oder bei einer Vergewaltigung mit schweren seelischen und körperlichen Verletzungen vor Gericht erleben müssen , wie ihre Angreifer kaum oder nur leicht verurteilt werden.

Dieser Prozess hingegen ist kein Prozess gegen eine einzelne Frau, sondern ein Schauprozess, um die Interessen der an der Umweltzerstörung beteiligten wirtschaftlichen Profiteure zu beschützen und die Klimaaktivist*i in ihrer Radikalität zurückzudrängen. Es ist ein Prozess gegen alle Akteur*innen zivilien Ungehorsams und damit stellvertretend ein Prozess gegen eine lebenswerte Zukunft.

Mir stellt sich die Frage, wann wir endlich eine Wende zu einer wahren Demokratie vollziehen, in der auch Landschaften, Tiere und Natur Rechte haben, Vorrang vor Profitinteressen haben.

Dann werden die Umweltzerstörer von heute, die Verantwortlichen für den Klimawandel vor Gericht stehen und sie werden weniger gute Gründe für ihr Vorgehen haben als die Klimaschützer.

Denn wegen Egoismus und Habgier die Welt und die Trinkwasserressourcen zu zerstören, wiegt um einiges schwerer als aus Sorge um die Zukunft der Welt.

Sicher werden in einigen Jahren, wenn die Klimakatastrofe noch spürbarer ist, die verantwortlichen Zerstörer von heute vor Gericht stehen, werden die Gesetze verändert und die heutigen Klimaaktivisti rehabilitiert werden und hoffentlich eine satte Entschädigung erhalten für das Ihnen zugefügte Unrecht, aber besser wäre es, sie gleich freizulassen. Von schwerer Körperverletzung jedenfalls kann in diesem Gerichtssaal keine Rede sein.

A., Prozessbeobachterin der BI gegen die A 49 und Lebenslaute Musikkollektiv

———————————————————————-

Also this time the public was largely excluded, only four seats remained to watch the socio-politically so important trial against the climate activist who tried to protect the Vogelsberg and Frankfurt drinking water and the three hundred year old oaks with her body.

The first remarkable: The public prosecutor F. was prevented in the last date and had not seen the video of the judge on the first process day to the eviction at all. Because there one could see how the policeman cuts the safety rope of the bound activist, she tilts backwards and involuntarily her foot jumps in the direction of the police helmet. On this you can clearly see that this situation was an accident at work. I very much hope that the prosecutor will look at it again and compare it with the statements of the SEK officers.

On the second day of the trial, three SEK officers were questioned as witnesses, whose credibility has now clearly decreased in the general public after the incidents of right-wing networking in the SEK Frankfurt.

When questioned about the facts of the case, there are some inconsistencies among the young guys. One officer wants to have recognized Ella by her long black hair, but the young activists always wear a cap for their own safety and clearly visible on the video. How could he have identified her by her hair?

One officer was quite sure that she had kicked at him with her thick profiled soles, but she was wearing sneakers.

The joint plaintiff of the SEK, lawyer C. And police trainer from Bonn, constantly whispers to the SEK officers what they should say. Furthermore, they remain anonymous and are not sworn in despite their request.

Now hours and hours are discussed.

What is not discussed, however, is how she probably fared on the rope, whether she perhaps tried in panic or shock to kick for the noose around her foot, easily hitting a policeman on the head or shoulder, that is not good to see. I would not like to get a noose around the foot at a height of 15 meters, let alone from three of all SEK lern coming towards me, whose brutal approach to evictions of activisti is variously reported. There comes nevertheless each still so peace-loving humans panic on.

But to call this kick in a scuffle at a height of 15 meters a serious bodily injury makes a mockery of all women who, in the case of domestic violence or rape with serious mental and physical injuries, have to experience in court how their attackers are hardly or only lightly sentenced.

This trial, however, is not a trial against a single woman, but a show trial to protect the interests of the economic profiteers involved in the environmental destruction and to push back the climate activists in their radicalism. It is a trial against all actors of civil disobedience and therefore a trial against a future worth living.

I ask myself when we will finally make a turn to a true democracy, in which landscapes, animals and nature also have rights, have priority over profit interests.

Then the environmental destroyers of today, those responsible for climate change will stand in court and they will have less good reasons for their actions than the climate protectors.

Because destroying the world and drinking water resources because of egoism and greed weighs a lot more heavily than out of concern for the future of the world.

Surely in a few years, when the climate catastrophe is even more noticeable, the responsible destroyers of today will stand in court, the laws will be changed and today’s climate activists will be rehabilitated and hopefully receive a hefty compensation for the injustice done to them, but it would be better to release them right away. In any case, there is no question of grievous bodily harm in this courtroom.

Prozessbericht 1. Tag 25.05/ Court case report day 1

English below

Der Gerichtssaal ist voll mit Kameras, Sat 1, HR, ZDF, verschiedene Sender sind vertreten. Als die junge Aktivistin den Gerichtssaal betritt, ruft eine Besucherin „Klimaschutz ist kein Verbrechen“. Später ist in den Medien davon nichts zu hören, der Ton wurde bei der Übertragung im Fernsehen entfernt.

Wenn man der Anklage der Staatsanwältin zuhört, hat man das Gefühl, man habe es mit einer Schwerverbrecherin zu tun. Auf 15 m Höhe soll die kleine Person zwei SEK Beamten schwere Körperverletzung zugefügt haben. Vor uns sitzt eine Frau, die seit mehr als einem Jahr im Dannenröder Forst gelebt hat.

Sie hat ihre Identität verweigert, zum Einen, weil sie selbst weiß, dass Baumbesetzen nur eine Ordnungswidrigkeit ist und die Aktivisti* normalerweise nach 24 Stunden wieder frei gelassen werden. Deshalb ist es bei den Waldbesetzerinnen Usus, das Gesicht zu bemalen und die Identität zu verweigern. Aber auch aus Solidarität mit Menschen ohne Papiere wählt sie diesen Weg, aber auch aus der Überzeugung, dass sie stellvertretend für viele Menschen für die Zukunft kämpft und weiß, dass die Profiteure der zerstörenden Wirtschaftsweise alles daran setzen, ihre Gewinne aus dem Autobahnbau ungestört weiter einzukassieren, und das mit Hilfe von Unmassen von Polizei. Der hehre Grund für die Waldbesetzung, die unumkehrbare Klimakatastrofe, wird vor Gericht mit keinem Wort erwähnt.

Die ersten zwei Stunden im Gerichtssaal vergehen mit Anträgen des Anwalts T. zur Laienverteidung durch J., einem bekannten Umweltaktivisten und T., einer erfahrenen Kletterin und Aktivistin, die sich mit den Sicherungssystemen auf 15 m Höhe bestens auskennt. Ob es für die Angeklagte sinnvoll ist, ausgerechnet Herrn J. als Laienverteideiger zu beantragen, der durch die für den Fall zuständige Abteilungsleiterin der Staatsanwaltschaft, Staatsanwältin Frau S. bereits 2008 für die Besetzung eine Genmaisfeldes verurteilt worden war, sei dahingestellt, allerdings hat eben jene auch den heutigen Tag in Vertretung übernommen. Viel Einfühlungsvermögen für die Angeklagte und die drohende Klimakatastrofe ist aus ihren Einlassungen jedenfalls nicht zu schliessen. T. abzulehnen, eine Expertin für Klettertechnik, ist schon eher ein schlimmer Affront für die Angeklagte.

Mit keinem Wort erwähnt die Staatsanwaltschaft, dass im Dannenröder Forst 400 000 l Trinkwasser in einem Flora Fauna Habitat zerstört werden, der die Zukunft der Region und vor allem auch die Frankfurter Trinkwasserversorgung bedroht.

Nach der Anklageschrift kommt die Angeklagte zu Wort. Sie hält eine lange Rede, in dem zur Sache keine Angaben macht, sondern zu ihren ethischen und politischen Gründen für ihre Entscheidung, mit ihrem Körper und ihrem Leben die bedrohten letzten gesunden Bäume zu schützen.

„Die Menschheit ist an einem Wendepunkt. Sie bemerkt, dass sie sich von anderen Arten der Natur entfernt hat, sich von einer mystischen Sicht und Wahrnehmung der Welt entfernt hat.

Dies öffnet Perspektiven ganzheitlicher Art, ein neues Bewusstsein zu bekommen in einer lebenswerten und erfüllten Art des Daseins. Wir alle sind miteinander verbunden und wir stehen mit allem in Wechselwirkung. Das bedeutet, wenn ein Teil des Waldes beschnitten wird, ein Teil von uns beschnitten wird.

Aber wenn wir auch nur ein Ökosystem retten, ist alles andere auch beschützt.

Notwendig ist für die Menschheit, dass sie den gegenseitigen Respekt lernt, das führt zu Gerechtigkeit. Ob es um gefährdete Fledermausarten geht oder um 300jährige Eichen, alles ist miteinander verbunden. Wir müssen verstehen, dass wir einander brauchen. Das eigene Interesse ist das Interesse der anderen, das haben wir als Gruppe versucht im Dannenröder Forst zu leben. Im Wissen, dass die globale Zerstörung des Gewebes der Erde wie die Zerstörung unserer eigenen Organe ist.

Ich habe beschlossen, den lokalen Ökozid zu unterbrechen. Die meisten Aktivisten waren Kinder, die zwischen Bäumen gespielt, von Bergen geschaut und in Ozeanen geschwommen sind und die sich an der Wildnis erfreut haben, im Zusammensein mit einem gesunden Ökosystem wird unser Handeln von der Liebe beflügelt, für spirituelle und physische Gesundheit.

Obwohl sich die Umweltzerstörung und die Klimakrise überall zeigt, werden weiterhin wichtige Biotope zerstört. Kostbare Arten sterben bzw werden ausgerottet, Erde wird abgetragen, die Temperatur steigt, Gletscher schmelzen, viele werden gezwungen zu fliehen.

Ich bin eine Person, die sich der Aufgabe verschrieben hat, diese Wunden zu heilen. Ich bin seit einem halben Jahr im Gefängnis, dies hat mir ein schmerzhaftes Misstrauen gegenüber Institutionen beschert und ein schmerzhaftes Misstrauen zu der Mentalität, die uns diesen Wahnsinn beschert.

Es ist ganz eindeutig, dass diese zerstörende Mentalität weder unsere noch die Interessen der Erde im Herzen tragen.

Es ist klar, dass sie weder unsere Bedürfnisse noch die der Erde respektieren. Es geschieht eine Verletzung nach der anderen unserer Biosphäre und Lebensvitalität, alles wird zerstückelt und zerstört für die Maximierung kurzfristiger Profite.

Ich hoffe, dass wir nicht nur hier in diesem Gerichtssaal sind, um die Schuld oder Unschuld einer Person festzustellen. Wir müssen beginnen, eine Beziehung herzustellen zwischen der Plünderung und Zerstörung unseres Planeten und dem Denken, das nur Quantität zählt statt Qualität.

Ich hoffe, dass wir weiterhin sehen und fühlen und verstehen können, wie schwerwiegend sich diese Plünderung unseres wunderschönen und intelligenten Planeten auswirken wird.

Wir müssen eine Beziehung schmieden, die auf Qualität und nicht auf Quantität beruht. Eine Beziehung, die die Erde und ihre Pflanzen, ihr Ökosystem und ihre Spezies als heilig hält, nicht nur in Konzept und der Philosophie, sondern in der Praxis.

Ich frage dich lieber Leser oder Hörer, in welcher Welt wollen wir leben? Ich wünsche mir eine Welt, die den Schutz und die Erhaltung der Ökosphäre vorziehen würde anstatt das aufrechterhalten von politischer und finanzieller Macht.

Verbunden und voneinander abhängig wie wir sind, kann es keine Heilung des Ökosystems geben ohne soziale Heilung. Ich hoffe, diese Reorientierung hin zu Ganzheit und Integrität zu erlangen. Das ist der Grund, warum wir heute hier stehen, wofür ich heute hier stehe.

T., der Anwalt der Angeklagten erwiderte nach der Erklärung in einer langen Rede, dass die Polizisten unzureichend gesichert waren, obwohl dies zu ihrem Job und ihren Dienstanweisungen gehört, von unten versucht hätten die Person in 15 m Höhe von einer Traverse, einem quer gespannten Sicherungsseil, herunterzuholen. Auch das sei nicht bei einer Räumung vorgesehen.

Dabei haben die Beamten des Sondereinsatzkommandos, statt den Hubwagen zu nehmen, die junge Frau in dieser Höhe eingekesselt. In den vorherigen Wochen hatten Beamte bei Räumungen bereits Sicherungsseile durchgeschnitten, es gab mehrere schwere Verletzungen, was die jungen Menschen zusätzlich bei der Räumung verunsicherte. Er führte auf, dass auf den Videos die Anklagepunkte, Schläge ins Gesicht der Polizisten, Tritte und weitere Angriffe, auf den Videos nicht zu sehen seien.

Am Ende seiner langen Einlassung fordert er, die nunmehr ein halbes Jahr dauernde Haftstrafe zu beenden.

Der Richter zeigt ein Polizeivideo über die Räumung. Zweimal schlägt ein Polizist des SEK Köln der jungen Frau ins Gesicht, einmal weicht sie der Hand aus, die sie vom Seil ziehen will und tritt nach der Hand, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, schwere Körperverletzung ist auf dem Video nicht zu sehen, für versuchte Körperverletzung muss man schon viel Phantasie haben. Als sie wie eine Mumie gefesselt in einen Tragesack verpackt wird, kann man erkennen, dass sie nach hinten unten kippt, als der Polizist ihr Sicherungsseil durchtrennt und ihre Füße nach oben schnellen, aber das ist keine treten, sondern sie kippt aufgrund mangelnder Sicherung nach hinten. Spätestens an dieser Stelle frage ich mich, ob das von behördlicher Seite erlaubt ist, einen Menschen in dieser Höhe ohne Hubwagen das Sicherungsseil zu durchtrennen. Langsam wird sie dann im Tragetuch aus 15 m Höhe nach unten geleitet und unten trennen Beamte ihre fest um die Händen gebundenen dünnen Schnüre mit einer Zange ab, um ihr Handschellen anzulegen und die Frau, der Verzweiflung, Angst und Strapaze im Gesicht gezeichnet sind, abzuführen.

Der Richter zieht sich mit den Schöffen zur Beratung zurück, nachdem er nochmals servil der Staatsanwältin zulächelt. Im Zuschauerraum breitet sich freudige Erwartung aus, nach diesem Video kommt sie nun bestimmt frei. Doch mitnichten. Der Richter hält sich brav an die Vorgaben der Staatsanwältin. Sicher kommt das seinen Karrierewünschen zugute, UWP 1 bleibt weiter in Haft.

Ob das Gerechtigkeit ist oder Vetternwirtschaft, was hier im Gerichtssaal passiert, ist die große Frage.

In der Hessenschau am gleichen Abend, kommen weder lokale Aktivisten, Bürgerinitiativen, Musiknetzwerk Lebenslaute oder andere zu Wort. Auch die kirchliche Beobachterin, die im Wald trotz ihrer Kirchenweste von Beamten zu Boden gedrückt und a la Floyd runtergedrückt wurde, kommt nicht zu Wort. Sie bekam nach Anzeigeerstattung gegen die Polizei postwendend eine Anzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Auch andere Aktivisten berichten voller Sorge, dass SEK-Beamte dafür bekannt seien, sich abzusprechen bei den Zeugenaussagen und zu versuchen, Aktivisti für lange Zeit hinter Gitter zu bekommen. Lang sehen wir im HR das Statement der Staatsanwältin, kurz der Verteidiger. Der poetische Text der Angeklagten kommt überhaupt nicht vor.

Bleibt nur zu hoffen, dass die verurteilten Aktivisti von heute wie Nelson Mandela, Ghandi, Aung san Su Chi, Pepe Muchika oder Joschka Fischer nach ihrer Zeit im Widerstand ihren würdigen Platz in der Gesellschaft von morgen bekommen.

Und wollen wir hoffen, dass sie in späteren Urteilen über die Umweltzerstörer von heute milder agieren als diese dies heute bei ihr tun.

Kontakte: Die Erklärung der UWP1 wurde im Gerichtssaal mitnotiert. Auf der Seite „UWP1 Haftunterstützung“ gibt es ihre Erklärung in englisch und als Übersetzung, die genauer und besser ist.

A. Prozessbeobachterin der Bürgerinitiative keine A 49 und Lebenslaute Musikkollektiv

The courtroom is full of cameras, Sat 1, HR, ZDF, various german broadcasters are represented. When the young activist enters the courtroom, a visitor shouts “Climate protection is not a crime”. Later, nothing of this can be heard in the media, the sound was removed during the broadcast on television
Listening to the prosecutor’s accusation, one has the feeling that one is dealing with a felon. At a height of 15 meters, the little person is said to have inflicted serious bodily harm on two SEK officers. In front of us sits a woman who has lived in Dannenröder Forst for more than a year.

She has denied her identity, firstly because she herself knows that tree-occupying is only an administrative offense and the activisti* are usually released after 24 hours. That’s why it’s common practice for forest squatters to paint their faces and deny their identities. But they also choose this way out of solidarity with undocumented people, but also out of the conviction that they are fighting for the future on behalf of many people and know that the profiteers of the destructive economy are doing everything they can to continue to collect their profits from highway construction undisturbed, and with the help of masses of police. The noble reason for the forest occupation, the irreversible climate catastrophe, is not mentioned in court with a single word.

The first two hours in the courtroom pass with motions by attorney T. for lay defense by J., a well-known environmental activist, and T., an experienced climber and activist who is well versed in belay systems at 15 meters. Whether it makes sense for the defendant to request Mr. J. of all people as a lay defender, who had already been sentenced in 2008 for the occupation of a genetically modified maize field by the head of department of the public prosecutor’s office responsible for the case, public prosecutor Ms. S., remains to be seen, although it was precisely this person who took over today’s proceedings by proxy. Much empathy for the accused and the threatening climate catastrophe is not to be concluded from her statements. To reject T., an expert for climbing technology, is rather a serious affront to the defendant.

Listening to the prosecutor’s accusation, one has the feeling that one is dealing with a felon. At a height of 15 meters, the little person is said to have inflicted serious bodily harm on two SEK officers. In front of us sits a woman who has lived in Dannenröder Forst for more than a year.

She has denied her identity, firstly because she herself knows that tree-occupying is only an administrative offense and the activisti* are usually released after 24 hours. That’s why it’s common practice for forest squatters to paint their faces and deny their identities. But they also choose this way out of solidarity with undocumented people, but also out of the conviction that they are fighting for the future on behalf of many people and know that the profiteers of the destructive economy are doing everything they can to continue to collect their profits from highway construction undisturbed, and with the help of masses of police. The noble reason for the forest occupation, the irreversible climate catastrophe, is not mentioned in court with a single word.

With no word the public prosecutor mentions that in the Dannenröder forest 400,000 liters of drinking water are destroyed in a flora fauna habitat, which threatens the future of the region and above all also the Frankfurt drinking water supply.

After the indictment, the defendant has her say. She gives a long speech, in which no details are given on the matter, but on her ethical and political reasons for her decision to protect the threatened last healthy trees with her body and her life.

“Humanity is at a turning point. It realizes that it has moved away from other ways of seeing nature, moved away from a mystical view and perception of the world.

This opens perspectives of a holistic nature, to get a new consciousness in a livable and fulfilling way of being. We are all connected and we interact with everything. This means that if a part of the forest is cut, a part of us is cut.

But if we save even one ecosystem, everything else is also protected.

What is necessary is for humanity to learn mutual respect, that leads to justice. Whether it’s endangered bat species or 300-year-old oak trees, everything is interconnected. We need to understand that we need each other. One’s own interest is the interest of others, that’s what we tried to live as a group in Dannenröder Forest. Knowing that the global destruction of the earth’s tissue is like the destruction of our own organs.

I decided to interrupt the local ecocide. Most of the activists were children who played among trees, looked from mountains, swam in oceans and enjoyed the wilderness, in being with a healthy ecosystem our actions are inspired by love, for spiritual and physical health.

Although environmental degradation and the climate crisis are evident everywhere, important biotopes continue to be destroyed. Precious species are dying or being wiped out, soil is being eroded, temperatures are rising, glaciers are melting, and many are being forced to flee.

I am a person dedicated to healing these wounds. I have been in prison for half a year, this has given me a painful distrust of institutions and a painful distrust of the mentality that gives us this madness.

It is quite clear that this destructive mentality has neither our interests nor the interests of the earth at heart.

It is clear that they respect neither our needs nor those of the Earth. Violation after violation of our biosphere and vitality is happening, everything is being fragmented and destroyed for the maximization of short-term profits.

I hope that we are not just here in this courtroom to determine the guilt or innocence of one person. We must begin to establish a relationship between the looting and destruction of our planet and the thinking that only quantity matters instead of quality.

I hope that we can continue to see and feel and understand the serious impact of this plundering of our beautiful and intelligent planet.

We must forge a relationship based on quality, not quantity. A relationship that holds the earth and its plants, its ecosystem and its species as sacred, not only in concept and philosophy, but in practice.

I ask you dear reader or listener, what kind of world do we want to live in? I would like to see a world that would prioritize the protection and preservation of the ecosphere rather than the perpetuation of political and financial power.

Interconnected and interdependent as we are, there can be no healing of the ecosystem without social healing. I hope to achieve this reorientation toward wholeness and integrity. That is why we stand here today, what I stand here for today.

T., the lawyer of the defendants replied after the statement in a long speech that the police officers were inadequately secured, although this is part of their job and their service instructions, had tried from below to bring the person down at a height of 15 m from a traverse, a safety rope stretched across. This was also not part of the evacuation procedure.

In doing so, instead of taking the lift truck, the officers of the special operations team trapped the young woman at that height. In previous weeks, officers had already cut safety ropes during evictions, there were several serious injuries, which further unsettled the young people during the eviction. He listed that on the videos the charges, punches in the face of the police officers, kicks and other attacks, were not visible on the videos.

At the end of his lengthy plea, he asked that the prison sentence, now six months long, be terminated.

The judge shows a police video of the eviction. Twice a policeman of the SEK Cologne hits the young woman in the face, once she dodges the hand that wants to pull her off the rope and kicks at the hand to avoid losing her balance, grievous bodily harm cannot be seen on the video, for attempted bodily harm you have to have a lot of imagination. When she is tied up like a mummy and packed into a carrier bag, you can see that she tilts backwards downwards when the policeman cuts her safety rope and her feet shoot upwards, but this is not kicking, but she tilts backwards due to lack of safety. At this point at the latest, I ask myself whether this is permitted by the authorities to cut the safety rope of a person at this height without a lift truck. Slowly, she is then led down in a sling from a height of 15 meters, and at the bottom, officials cut off the thin cords tied tightly around her hands with pliers to handcuff her and take away the woman, whose face is marked with despair, fear and strain.

The judge retires with the jurors for deliberation, after once again smiling servilely at the prosecutor. In the auditorium, joyful anticipation spreads; after this video, she will surely go free. But not at all. The judge dutifully follows the prosecutor’s instructions. Surely this benefits his career aspirations, UWP 1 remains in custody.

Whether this is justice or nepotism, what happens here in the courtroom, is the big question.

In the Hessenschau on the same evening, neither local activists, citizens’ initiatives, music network Lebenslaute or others get a word in. Also the church observer, who was pressed in the forest despite its church vest of officials to the ground and down-pressed a la Floyd, does not come to word. After filing a complaint against the police, she received a charge of resisting arrest. Other activists also report full of concern that SEK officers are known to collude in testifying and to try to get activists behind bars for a long time. Long we see in HR the statement of the prosecutor, short the defense lawyers. The poetic text of the defendants does not appear at all.

We can only hope that the convicted activists of today, like Nelson Mandela, Ghandi, Aung san Su Chi, Pepe Muchika or Joschka Fischer, will get their worthy place in the society of tomorrow after their time in the resistance.

And let us hope that they will act more mildly in later judgments of today’s environmental destroyers than they do of her today.

Contacts: UWP1’s statement was taken down in the courtroom. The “UWP1 Detention Support” page has their statement in English and as a translation, which is more accurate and better.

A. Trial observer of the citizens’ initiative no A 49 and Lebenslaute music collective

 

 

Schreibt Briefe an Gefangene!

Es ist wieder an der Zeit Briefe an Gefangene zu schreiben. An Ella, aber auch an die vielen anderen Menschen, die hinter den grauen Mauern ausharren müssen.

Namen von nicht als politische Gefangene deklarierten Menschen bekommt Ihr auf Mailanfrage von uns. Also schnappt Euch die Stifte und lasst uns gemeinsam die Isolation durchbrechen!

Demo am 9.06 in Wiesbaden

Liebe Alle,

am 🗓 Freitag, 09.07. gibt es in Wiesbaden um 11 Uhr eine Demo vom Hbf zum Wirtschafts- und dann zum Justizministerium, mit einer offenen Anklage der Rechtsbrüche und Ungerechtigkeiten bei Planung und ❌ Bau der A49, ausserdem eine Theaterperformance zur Verurteilung der als “Ella” bekannt gewordenen Klimaaktivistin.

Der BUND kämpft seit 40 Jahren im Vogelsberg gegen den Ausbau und zeigt Alternativen zur Rodung der 85 Hektar des 250 Jahre alten Mischwalds im Dannenröder Forst, Maulbacher Wald und eigentlich geschützten Herrenwaldes auf. Bedeutende Trinkwasserschutzgebiete sind durch die geplante Autobahntrasse gefährdet. Gobal betrachtet, ist das Leben von hunderttausenden Menschen schon jetzt durch Dürren und zunehmende Naturkatastrophen als erste Folgen des Klimawandels bedroht. Das BVG hat bestätigt, dass effektive Maßnahmen jetzt umgesetzt werden müssen. 🛣⛔️ Asphalt in der Landschaft zu verteilen, wo bisher Wälder standen, bewirkt das Gegenteil. 🕰 Es ist dringend an der Zeit, den Bundesverkehrswegeplan grundlegend zu überarbeiten und bis dahin solche rückwärtsgewandte Bauvorhaben nicht gegen den Widerstand aus der Bevölkerung durchzuführen.

👉 Seid dabei und tretet mit Anwohner*innen, Menschen aus Danni-lebt AG, BUND, BUNDjugend, Greenpeace Mainz/Wiesbaden, Parents4Future, lokalen Aktionsgruppen und mehr für Wald-statt-Asphalt ein!

Closing statement from first trial Ella – 21st June / Schlusserklärung aus dem ersten Prozess

German version below / Deutche Version unter

Today marks the 207th day that Ive been held in investigative detention. Ive been separated from the people and places I love, which is a kind of torture that helps no one. How can we say any real justice comes from the practise of locking people up as there are no actual needs met regarding the situation that got a person there? People in prison are too restricted, being and feeling punished to open their hearts to reconciliation. Every time metal slams against metal, as a prisoner is caged, they are locked away with hatred, theirs and the worlds. How can we expect society to move forward like this?

Prison is a microcosm of the entire system, that in my view does not work. The rates of crime do not reduce. The rates of repeat offenders Ive been told are as high as 80%. In my time at the Frankfurt prison, I myself have seen 4 people be released, only to return weeks later, not having received the help they needed. Yet I have watched the construction of the prison expansion and the madness of those in power that do the same cruel, repressive thing. Do they even try to get different results? I believe that in generations to come, we will look back on this practise of punishment in the same way this generation looks back at the high times of human slavery, with horror at the lack of humanity.

When I make a plea for my freedom, I do not just want my own freedom. I wish it for all the prisoners who are trapped inside the prisons and that they get the help that they need. I also wish for freedom for all those stuck in this macrocosm of a socio-economic system which turns nature into goods& community into services. And who feel that the gifts they brought to this world are being sadly misspent for the sake of financial profit. I want us all to be free from this unfortunate system of control. Be free to experience the qualities of solidarity, mutual aid & autonomy that create a feeling of wholeness and vitality and show true justice is being done. Prison in itself doesnt scare me so much anymore, but it does make me tremendously sad. My real fear is that the world does not wake up to the harm it is doing to itself. That it keeps on ignoring, denying, disowning & rejecting those systemic problems. My fear is that the world carries on in separate egoistical paths and turns away from truth to bolster its own righteousness. My real fear is that we lose sight of the greater matters of life on Earth whilst we are wrapped up in this politics of distraction & fear, that we lose sight of the matter of belonging to our natural environment and it belonging to each and everyone of us. And in that belonging the duty of care in the form of protection and restoration which is not being done on the scale it needs to keep our natural world from falling deeper into the severe and irreversible degradation, that is happening everyday whilst we sit and go through mindless accusations.

Speaking of mindless accusations, lets hear a report from the 16th June Alsfelder Allgemeine, that quotes one of the many questionable statements the police have given:

Ich dachte, es ist so wie die Tage vorher. Die Aktivisten denken, ok, wir hatten unseren Spaß und alle wollen wieder sicher vom Baum runter.(“I thought it was like the days before. The activists think, ok, we had our fun and everyone wants to get back down the tree safely.”) “Spaß“, I believe the translation for Spaß” is fun”. People in the Dannenröder Forest, and in forests all over Germany have got back up into the trees time and time again, but do you think the worry over the repression the police may bring is fun for them?

To perhaps sit alone in a jail cell, with the sound of chainsaws, the screams of friends and visions of falling trees, and thousands of police that may wish to brutalise them, is fun? What about all the people whose security lines were cut by police and who fell metres to the ground? What about the person who was sent to hospital for spinal injuries? How much fun was their recovery?

How funny is it that so many of my generation are suffering from what has come to be known as eco-griefand eco-anxietyas with each passing day, in each passing week, there are reports showing how dire the situation of our planetary health really is? Most recently, the arctic circle ice may be completely gone by 2035 due to warming that happens under the ice shelf as well as from above and surrounding currents. When my generation sees the upcoming dangers of these events and the democratically elected leaders refusal and pretence to do much about them, but even choose to accelerate the dangers by allowing such reckless ecocide to occur, I can tell you that grief of what we are losing, and that anxiety, of what may come, is not fun.

I was given the opportunity every day to give my identity and get out of prison, but unfortunately the privilege of security in anonymity does not come so easily to the lower classes as it comes to the police. And so Ive dealt with the consequences of wanting to stay anonymous and safe in a world of activism that risks repression whilst working on true criminal investigation and stoppage of those who carry out assault on the ecosphere every day.

Punishment, threats and exposure do not increase safety. Understanding one anothers best interests, living in and acting from the same reality, does. This safety and this struggle to keep our beautiful and healthy natural world is what I chose to prioritise over my own freedom. These best interests are my own and that of many of the activists. They are still in the trees and still on the streets wanting the authorities to step up and act from the same reality. We want to end ecocide and end the repression. We invite you to join us.

 

Heute ist der 207. Tag, meiner Untersuchungshaft. Ich bin von den Menschen und Orten, die ich liebe, getrennt worden, was eine Art von Folter ist, die niemandem hilft. Wie kann mensch sagen, dass die Praxis des Einsperrens von Menschen wirklich gerecht ist, während die Situation, die eine Person dorthin gebracht hat, nicht wirklich berücksichtigt wird? Menschen im Gefängnis sind zu sehr eingeschränkt, werden bestraft und fühlen sich zu bestraft, um ihre Herzen für Versöhnung zu öffnen. Jedes Mal, wenn Metall auf Metall schlägt, wenn ein*e Gefangene*r eingesperrt ist, werden sie mit Hass eingesperrt, ihrem eigenen und dem der Welt. Wie können wir erwarten, dass sich die Gesellschaft auf diese Weise weiterentwickelt?

Das Gefängnis ist ein Mikrokosmos für das gesamte System, das meiner Meinung nach nicht funktioniert. Die Verbrechensraten sinken nicht. Die Rate der Wiederholungstäter*innen, so wurde mir gesagt, liegt bei bis zu 80%. In meiner Zeit im Frankfurter Gefängnis habe ich selbst erlebt, wie 4 Menschen entlassen wurden, nur um Wochen später wiederzukommen, ohne dass sie die nötige Hilfe erhalten haben. Dennoch habe ich den Bau der Gefängniserweiterung und den Wahnsinn der Machthaber beobachtet, die das gleiche grausame, repressive Ding machen. Versuchen sie überhaupt, andere Ergebnisse zu erzielen? Ich glaube, dass wir in kommenden Generationen auf diese Praxis der Bestrafung zurückblicken werden, so wie diese Generation auf die Zeiten der Sklaverei zurückblickt, mit Entsetzen über den Mangel an Menschlichkeit.

Wenn ich ein Plädoyer für meine Freiheit halte, dann wünsche ich mir nicht nur meine eigene Freiheit. Ich wünsche sie mir für alle Menschen, die in den Gefängnissen gefangen sind, und dass sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Ich wünsche mir die Freiheit auch für alle, die in diesem Makrokosmos eines sozioökonomischen Systems feststecken, das die Natur zu “Waren” & die Gemeinschaft zu “Dienstleistungen” macht. Und die das Gefühl haben, dass die Gaben, die sie in diese Welt gebracht haben, um des finanziellen Profits willen auf traurige Weise missbraucht werden. Ich möchte, dass wir alle frei sind von diesem unglückseligen System der Kontrolle. Frei sind, um die Qualitäten von Solidarität, gegenseitiger Hilfe und Autonomie zu erleben, die Ganzheit und Vitalität schaffen und zeigen, dass wahre Gerechtigkeit gelebt wird. Das Gefängnis an sich hilft mich nicht, aber es macht mich ungeheuer traurig. Meine wirkliche Angst ist, dass die Welt nicht von dem Schaden aufwacht, den sie sich selbst antut. Dass sie diese systemischen Probleme weiterhin ignoriert, leugnet und zurückweist. Meine Befürchtung ist, dass die Welt weiter auf ihren eigenen egoistischen Pfaden wandelt und sich von der Wahrheit abwendet, um ihre eigene Rechtschaffenheit zu untermauern. Meine wirkliche Angst ist, dass wir die größeren Angelegenheiten des Lebens auf der Erde aus den Augen verlieren, während wir in dieser Politik der Ablenkung & Angst verwickelt sind, dass wir die Angelegenheit der Zugehörigkeit zu unserer natürlichen Umwelt und ihrer Zugehörigkeit zu jedem einzelnen von uns aus den Augen verlieren. Und in dieser Zugehörigkeit liegt die Pflicht zur Fürsorge in Form von Schutz und Wiederherstellung, die nicht in dem Maße erfolgt, wie es nötig wäre, um unsere natürliche Welt davor zu bewahren, noch tiefer in die schwere und unumkehrbare Degradation zu fallen, die jeden Tag geschieht, während wir dasitzen und uns mit hirnlosen Anschuldigungen beschäftigen.

Apropos hirnlose Anschuldigungen, lasst uns einen Bericht aus der Alsfelder Allgemeinen vom 16. Juni hören, der eine der vielen fragwürdigen Aussagen der Polizei zitiert:

“Ich dachte, es ist so wie die Tage zuvor. Die Aktivisten denken, ok, wir hatten unseren Spaß und alle wollen wieder sicher vom Baum runter.”

Spaß, ich glaube, die Übersetzung für “Spaß” ist “fun”. Die Menschen im Dannenröder Wald und in den Wäldern in ganz Deutschland sind immer wieder auf die Bäume gestiegen, aber glauben sie, dass die Angst vor der Repression durch die Polizei für sie Spaß ist?

Allein in einer Gefängniszelle zu sitzen, mit dem Geräusch von Kettensägen, den Schreien von Freund*innen und dem Anblick von umstürzenden Bäumen und Tausenden von Polizisten, die dich vielleicht verprügeln wollen, ist vielleicht Spaß?

Was ist mit all den Menschen, deren Sicherungsseile von der Polizei durchtrennt wurden und die meterhoch zu Boden fielen? Was ist mit der Person, die mit Wirbelsäulenverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde? Wie viel Spaß hat ihre Genesung gemacht?

Wie lustig ist es, dass so viele meiner Generation unter dem leiden, was als “Öko-Trauer” und “Öko-Angst” bekannt geworden ist, da es mit jedem Tag, mit jeder Woche Berichte gibt, die zeigen, wie schlimm die Situation unserer planetarischen Gesundheit wirklich ist? Erst kürzlich wurde bekannt, dass das Eis des Polarkreises bis 2035 komplett verschwunden sein könnte, da die Erwärmung sowohl unter dem Schelfeis als auch von oben und den umgebenden Strömungen stattfindet. Wenn meine Generation die bevorstehenden Gefahren dieser Ereignisse sieht und die demokratisch gewählten Führer, die sich weigern und vorgeben, viel dagegen zu tun, stattdessen aber sich sogar dafür entscheiden, die Gefahren zu beschleunigen, indem sie solch einen rücksichtslosen Ökozid zulassen, kann ich Ihnen sagen, dass die Trauer über das, was wir verlieren, und die Angst vor dem, was kommen könnte, kein Spaß ist.

Ich hatte jeden Tag die Möglichkeit, meine Identität abzugeben und aus dem Gefängnis zu kommen, aber leider ist das Privileg der Sicherheit in der Anonymität für die unteren Klassen nicht so leicht zu erreichen wie für die Polizei. Und so habe ich mich mit den Konsequenzen auseinandergesetzt, anonym und sicher bleiben zu wollen in einer Welt des Aktivismus, die Repressionen riskiert, während ich an echten kriminalistischen Ermittlungen arbeite, diejenigen zu stoppen, die täglich Angriffe auf die Ökosphäre verüben.

Bestrafung, Drohungen und Bloßstellung erhöhen nicht die Sicherheit. Das gegenseitige Verstehen der besten Interessen, das Leben in und Handeln aus der gleichen Realität, tut es. Diese Sicherheit und dieser Kampf um den Erhalt unserer schönen und gesunden natürlichen Welt ist das, was ich über meine eigene Freiheit stelle. Diese besten Interessen sind meine eigenen und die von vielen der Aktivist*innen. Sie sind immer noch in den Bäumen und immer noch auf den Straßen und wollen, dass die Behörden von der gleichen Realität ausgehen und handeln. Wir wollen den Ökozid beenden und die Repression beenden.

Wir laden dich ein, dich uns anzuschließen.

Klimaschutz ist (k)ein Verbrechen?

Wir sind zutiefst erschüttert über die Verurteilung von Ella/UP1. Richter Süß am AG Alsfeld entschied sich für ein Strafmaß von 2 Jahren und 3 Monaten, ein Ausmaß, das wir so noch nicht erlebt haben. Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, aber die Botschaft ist angekommen. Dieser politisch motivierte Prozess dient zur Kriminalisierung der klimaaktivistischen Szene in Deutschland.

Die Dannenröder Waldbesetzung war eine politische Versammlung, die vom Grundrecht der Versammlungsfreiheit gedeckt war. Dieses Recht wurde zum Zwecke der Räumung außer Kraft gesetzt. Damit wird gegen das Grundrecht verstoßen und eine ganze Bewegung für eine politisch legitimierte Protestform bestraft.

Ella/UP1 sitzt bereits seit mehr als 6 Monaten in Haft und mit diesem Urteil sollen noch weitere 27 Monate folgen. Wir werden dieses Urteil nicht akzeptieren und uns an die Öffentlichkeit wenden. Während Polizist*innen im Dannenröder Forst Gewalt ausübten, knüppelten, Seile und Sicherungen durchschnitten und lebensgefährliche Taser einsetzten, wird ein Mensch für einen Fußtritt, dessen Zielrichtung ungeklärt ist und der nur zur eigenen Verteidigung gegen brutale und in einer Höhe von 15 Metern klettertechnisch stümperhafte vermummte SEK-Beamte völlig unverhältnismäßig bestraft.

Die befragten Zeug*Innen vom Sondereinsatzkommando trugen scheinbar einstudierte Geschichten vor. Sie stünden in Todesangst, hätten psychische Folgeschäden erlitten und konnten nur aufgrund des hohen Adrenalins weiterarbeiten. Erst am Folgetag seien Verletzungen spürbar gewesen und so gravierend, dass Folgeschäden eingetroffen seien. Von der Verteidigung beantragte Beweisanträge wurden abgewiesen und damit einhergehendes entlastendes Material ignoriert. Das Gericht zeigte keinerlei Interesse an einer Aufarbeitung des Geschehens. Hier kann von keinem fairen Verfahren die Rede sein.

Welchen Zweck verfolgt so eine Strafe eigentlich?

In einem oft zitierten Leitentscheid des Bundesverfassungsgerichts bezeichnet dieses als „Aspekte für eine angemessene Strafsanktion“ folgende: Schuldausgleich, Prävention, Resozialisierung des Täters, Sühne und Vergeltung für begangenes Unrecht

  • Resozialisierung: Am 26.11. im Dannenröder Forst wurde Ella von der „Gesellschaft“ getrennt, in die sie nun durch die Strafe wieder „eingegliedert“ werden soll. Aus einem stabilen, fürsorglichen und vertrauten Umfeld entrissen in die Einsamkeit und Kälte vier glatter Wände mit vergitterten Fenstern gesteckt. Zweieinhalb Jahre Knast, einem kalten und extrem gewaltvollen Umfeld, entfernen einen Menschen jedoch nur mehr von dem, was eine gute, funktionierende Gesellschaft sein kann. Im Knast lernt Mensch demütige Gefügigkeit und Gewalt, andere Verhaltensweisen sind dort meist dysfunktional. Resozialisierung durch Haft ist eine scheinheilige Lüge!
  • Sühne: Die Sühne setzt Freiwilligkeit voraus. Wie eine Knaststrafe, eine Inhaftierung eines Menschen gegen seinen Willen eine solche Freiwilligkeit hervorrufen kann ist höchst fraglich.
  • Vergeltung: Auge um Auge, Zahn um Zahn? – Aber wehe uns, wenn wir Claudia Blums Häuser einreißen, Peter Beuths Fußsoldat*innen verprügeln, Richter Süß in seinem Zuhause überfallen, entführen und zweieinhalb Jahre lang in einer ekelhaften Nasszelle gefangen halten und Tarek Al-Wazirs Trinkwasser vergiften
  • Prävention: Auch wenn sie uns das immer wieder einreden wollen – Die Haft wird Ella vermutlich nicht zu eine*r gefügigen Bürger*in machen, welches immer „Ja-Herr-Lehrer“ sagt, immer brav zur Arbeit geht und seine Gartenzwerge nach Farbe sortiert. Ella ist ein*e Überzeugungstäter*in – „wenn wir unser Klima zerstören, dann geht das auch Sie was an, Herr Richter“, schrie Ella der Maschine in Robe bei dessen Urteilsverkündung entgegen.
    Bei der Person, die hier vorgeblich bestraft werden soll, bleibt die Strafe im Sinne des vorgegebenen Strafzwecks wirkungslos. Die Wirkung einer solchen Strafe entfaltet sich vor Allem in denen, die eine solche Strafe beobachten. Die sollen nämlich dann aus Angst, auch hinter Gittern zu landen, immer „Ja-Herr-Lehrer“ sagen, immer brav zur Arbeit gehen und, wenns gut läuft, ihre Gartenzwerge nach Farbe sortieren. Da solche Fußtritte, wären sie denn tatsächlich geschehen, in der Regel im Affekt, „in der Hitze des Gefechts“ und keinesfalls vorsätzlich geplant und durchdacht werden, ist so eine hohe Strafandrohung in ihrer generalpräventiven Funktion nicht dazu geeignet, künftig speziell gleich gelagerte Taten zu verhindern, sondern Proteste und Bewegungen als Gesamtes zu beruhigen und zu zähmen.

Eine Demonstration ist dann keine Versammlung im Sinne des Versammlungsgesetzes, wenn sie irgendwem im Weg steht, so Richter Süß gestern in der Urteilsbegründung. Eine Waldbesetzung kann niemals eine Versammlung sein. Protest ist nur dann legitim, wenn er bequem ist und nicht stört. Und genau da wollen sie uns haben – das ist der Zweck des gestern gegen Ella verhängten Urteils.

Das Urteil richtet sich gegen alle Menschen, die sich für den Erhalt von Umwelt und Natur einsetzen. Klimaschutz ist nach dem gestrigen Urteil ein Verbrechen und wird hart bestraft.

Wir zeigen uns weiterhin solidarisch mit Ella und werden diesen Fall nicht ruhen lassen. Wenn ihr euch einbringen möchtet, Kontakte zur Presse habt, Demonstrationen organisieren wollt, solidarische Aktionen und/oder Briefe schreiben wollt, kontaktiert uns gerne oder seid kreativ und eigeninitiativ.

 

Statement der Laienverteidigung:
“Ich sitze im Gerichtssaal, gerade wird das Urteil verkündet: 2 Jahre und 3 Monate. Das Gericht nimmt alle Lügen der Cops als wahr an. Dass in den Videos definitiv das Gegenteil beweisbar war und wir auch entsprechende Beweisanträge gestellt haben, wird gar nicht erwähnt. Der Richter ist richtig aufgeregt. Bei Protesten aus dem Publikum lässt er sich zu polemischen Kommentierungen hinreißen – deutlich sichtbar, dass hier ein politisches Verfahren läuft (der Richter ist in der SPD). Bereitschaftspolizei ist vor der Verkündigung aufgezogen – ich wurde zunächst gewaltsam am Reingehen gehindert.
Mehrere Zuschauis sind bereits aus dem Saal geschleift worden.

Um sich wiederholende Nachfragen zu vermeiden, möchte ich (…) ergänzen:

* Die von der Verteidigung vor allem widerlegten Lügen der Polizei,
sie seien nicht gesichert gewesen, kam im mündlichen Urteil gar
nicht mehr vor.
* Ebenso kam die Lüge des SEKlers K214, die Schuhe hätten eine feste
Sohle gehabt, nicht mehr vor.
* Das Gericht hat auch nicht mehr behauptet, dass es mehrere Tritte gegeben hätte (auch das hatten die Cops gelogen).
* Das Gericht hat aber gesagt, es hätte einen Tritt gegeben (sie
meinten den einen, der zweifelsfrei da war, aber nicht traf und auch
unklar ist, ob er treffen oder nur einen Abstand herstellen sollte).
Und jeder Tritt mit jeder Art Schuh in Richtung Kopf sei in jeder
Lage eine gefährliche Körperverletzung (lebensbedrohlich).
* Außerdem hat das Gericht mal ein bisschen
Versammlungsrechtsgeschichte schreiben wollen und festgelegt, dass Aktionen, bei denen Menschen nicht nur neben dem Geschehen
herumstehen und über das Schlimme jammern, keine Versammlung mehr
sei. Tenor also: Sitzblockaden, Waldbesetzungen … alles keine
Versammlung. Deshalb sei der Angriff der Polizei auf die
Danni-Besetzungen auch ohne Versammlungsauflösung rechtmäßig, weil es ja gar keine Versammlung sei. Gestern hatte das VG Magdeburg bezüglich der A14-Besetzung genau das Gegenteil festgestellt. Das
Amtsgericht Alsfeld, in Sachen Versammlungsrecht nicht geschult,
wusste es nun besser …

Nachfragen, wie es jetzt weitergeht, sind im Moment überflüssig. Selbstverständlich machen wir weiter. Wie genau, können wir jetzt aber noch nicht sagen, weil nicht die mündliche Urteilsbegründung zählt, sondern die schriftliche. Die gibt es aber noch nicht.
Wir zwei abgelehnten Laienverteidiger*innen werden auch weiter versuchen, in das Verfahren hineinzukommen, damit wir auch ausgedehnteres Besuchsrecht bei Ella/UP1 haben.
Und als letztes: Es war bemerkenswert, wie der sonst meist bewegungslos, fast geistesabwesend wirkende Richter sich bei der Urteilsbegründung in Rage redete, keine vollständigen Sätze mit hinbekam, das Publikum und Ella beschimpfte und bedrohte, ständig seine Zettel mit Notizen durcheinander brachte … ich finde: Da war richtig Hass zu erkennen.

Auch die sofortigen Polizeieingriffe im Saal zeigten nun, wie hier gedacht wird. Viele weinten. Ella auch. Es waren ähnliche Ausdrücke totaler Sprachlosigkeit, wie sie auch allen anderen auf ihre Weise ins Gesicht geschrieben standen. (…)”

Anonymes Statement (gefunden auf gerichtesindzumessenda.noblogs.org):
“Bitte nehmt das Urteil ernst und recherchiert zu den Hintergründen! Auch auf mich wirkt der Prozessverlauf hochproblematisch und bin mir aufgrund zahlreicher persönlicher Erfahungen mit Polizei-Lügen fast sicher, dass das Urteil völlig ungerechtfertigt ist, auch wenn ich bisher (wie viele andere) das Geschehen nur am Rande verfolgt habe! Zwei Jahre Knast dafür, dass letztlich nichts passiert ist (und möglicherweise auch der ganze Vorwurf an den Haaren herbeigezogen ist)… das sollte die Klimabewegung nicht hinnehmen. Das sollte keine demokratische Bewegung hinnehmen! Mensch stelle sich nur vor, wie sich Ella nach so einem Urteil fühlen muss, wenn tatsächlich alle Vorwürfe haltlos sind…
Hoffentlich nimmt die nächste Instanz das Urteil zurück – obwohl, bis dahin wird Ella eingesperrt sein und das kann dauern… jedenfalls kann öffentlicher Druck erfahrungsgemäß viel bewirken!”

Thoughts on structural socialization from ella

German Version below / Deutsche Version weiter unten

In a previous post, I reflected on the narrative that others”, the narrative that reduces those that hurt us and therefore we hate. It is the same story of separation that underlies a system that allows ecocide and social oppression to happen. It is a cultural habit and obviously problematic, take a look around. So I address it again hoping to get closer to intersectional win-win scenarios.

In a effort to see a wider picture than insane villains, heroic activists and nature as a victim, I tried to imagine the circumstances of a public prosecutor and what leads to their opinions and behavior that make them feel good and right in doing what they think is necessary and justified. I share this thought experiment to try get to the deeper, systemic causes that enforce disconnection from each other and our natural world. This idea was borrowed from Charles Eisenstein bookClimate A New Storywho I thank for the grounded inspiration.

So here are some aspects which I imagine would influence a public prosecutor:

  • The judicial culture

  • The culture of a punishment and reward orientated society

  • Political pressures designed by lawmakers rooted in an economic system

  • Years of battle with perceived hostile activists, who appear to be misguided and extremist

  • Stories or illusions of descending into anarchyor defeating the enemies of democracy

  • Ideologies of order, model citizens and cleaning upsociety

  • The perception of Earth/nature as thing, not an actual living being

  • Childhood successprogramming

  • Performance pressure

Too often our approach to problem solving is linear and reductionistic, find the cause and destroy it. But in reality most problems arise from complex conditions, based on systems, stories and psychologies from our civilization. The question is, what is underneath the people that repress us? What is underneath new road projects, new hotels, new cement and weapon factories? The system of punish and control? Mass incarceration? The deeper we dig, the more we see the relations between these phenomena and that every cause is also a symptom.

Yes behind every prosecution is a person, behind every cut tree is a person, but what enables their world view constriction, their numbing, and disables their capacity to feel empathy and love, in their triangulating story based on separation. So unless we choose to evolve with a more healing story, we will be living with the fire of hatred that keeps burning us out. I’d rather we use thats fire to ignite a felt understanding, and belief that a deeper revolution than defeating enemies with our efforts could unfold.

In einem früheren Beitrag, reflektiert über die Erzählung, dass “andere”, die Erzählung, die diejenigen, die uns verletzen reduziert und deshalb hassen wir. Es ist die gleiche Geschichte der Trennung, die einem System zugrunde liegt, das Ökozid und soziale Unterdrückung zulässt. Es ist eine kulturelle Gewohnheit und offensichtlich problematisch, schaut Euch um, also spreche ich es wieder an, in der Hoffnung, intersektionalen Win-Win-Szenarien näher zu kommen.

In dem Bemühen, ein breiteres Bild als wahnsinnige Bösewichte, heldenhafte Aktivisten und die Natur als Opfer zu sehen, habe ich versucht, mir die Umstände eines Staatsanwaltis vorzustellen und was dazu führt, dass es sich gut und richtig fühlt, wenn es tut, was es für notwendig und gerechtfertigt hält. Ich teile dieses Gedankenexperiment, um zu versuchen, zu den tieferen, systemischen Ursachen vorzudringen, die die Trennung von sich selbst und unserer natürlichen Welt erzwingen. Diese Idee ist dem Buch “Klima – Eine neue Geschichte” von Charles Eisenstein entlehnt, dem ich für die fundierte Inspiration danke

Hier sind also einige Aspekte, von denen ich mir vorstelle, dass sie ein Staatsanwalti beeinflussen würden

– die Justizkultur

– die Kultur einer auf Strafe und Belohnung ausgerichteten Gesellschaft

– Politischer Druck durch den Gesetzgeber, der in einem Wirtschaftssystem verwurzelt ist

– Jahrelanger Kampf mit vermeintlich feindseligen Aktivisten, die fehlgeleitet und extremistisch zu sein scheinen

– Geschichten oder Illusionen vom “Abstieg in die Anarchie” oder dem Sieg über “die Feinde der Demokratie”

– Ideologien der Ordnung, der Modellstädte und der “Säuberung” der Gesellschaft

– Die Wahrnehmung der Erde/Natur – als Ding, nicht als tatsächliches Lebewesen.

– Erfolgs”-Programmierung in der Kindheit

– Leistungsdruck

Zu oft ist unser Ansatz zur Problemlösung linear und reduktionistisch: Finde die Ursache und zerstöre sie. Aber in Wirklichkeit entstehen die meisten Probleme aus komplexen Bedingungen, die auf Systemen, Geschichten und Psychologien unserer Zivilisation basieren. Die Frage ist, was steckt hinter den Menschen, die uns unterdrücken? Was steckt hinter neuen Straßenprojekten, neuen Hotels, neuen Zement- und Waffenfabriken? Das System der Bestrafung und Kontrolle? Die Masseneinkerkerung? Je tiefer wir graben, desto mehr sehen wir die Beziehungen zwischen diesen Phänomenen und dass jede Ursache auch ein Symptom ist.

Ja, hinter jeder Strafverfolgung steht ein Mensch, hinter jedem gefällten Baum steht ein Mensch, aber was ihre Weltsichtverengung, ihre Betäubung ermöglicht und ihre Fähigkeit, Empathie und Liebe zu empfinden, außer Kraft setzt, ist eine auf Trennung basierende Dreiecksgeschichte. Wenn wir uns also nicht dafür entscheiden, uns mit einer heilsameren Geschichte zu entwickeln, werden wir mit dem Feuer des Hasses leben, das uns ausbrennt. Ich würde es lieber sehen, wenn wir dieses Feuer nutzen würden, um ein gefühltes Verständnis zu entfachen und den Glauben daran, dass sich eine tiefere Revolution als das Besiegen von Feinden mit unseren Bemühungen entfalten könnte.