Schreibt Briefe!

Appell warum Briefe so wichtig sind- Rede einer UP auf der Knastkundgebung am 02.05.21 Frankfurt am Main.

 

Als ich in der U-Haft meinen ersten Brief ausgehändigt bekam, hatte ich Tränen in den Augen. Hinter mir lag eine Woche mit minimalsten menschlichen Kontakten, abgesehen von uniformierten Staatskriechern und einer Haftrichterin im pinken Hosenanzug (dieses Bild hat sich tatsächlich irgendwie eingeprägt). In dieser Woche saß ich in mindestens sechs verschiedenen Zellen, musste mich in der Gesa mehrmals ausziehen, in der JVA dann auch und befand mich in einer im Jugendherbergsstil eingerichteten Zelle mit äußerst schlechtem Service. Die Aussicht aus dem Fenster war beschissen, das Essen unvegan und eintönig.                                                   Umso mehr freute ich mich als der erste Brief kam. Etwas handgeschriebenes, nettes, das ich in meiner Zelle aufbewahren und immer wieder lesen konnte. Worte von Menschen, die verstanden, warum und weshalb das System scheiße ist und die Wärter im Knast nicht einfach nur ihren Job machen, sondern ganz bewusst Menschen Tag für Tag ihrer Freiheit berauben. Briefe sind daher unglaublich wichtig. Abgesehen vom Radio und vielleicht einem Fernsehen ( in dem zu 90% irgendwas mit ‘Polizei als dein Freund Helfer’ läuft) sind Briefe die einzige wirkliche Verbindung nach draußen. Und Briefe bekamen wir als politische Gefangene eine Menge. Daher nochmal ein riesen großes DANKE dafür! Ohne mich jetzt in Schätzungen zu verrennen, kann ich mit Gewissheit sagen, dass die meisten Menschen in Knästen nur einen winzigen Bruchteil unserer Anzahl an Briefen bekommen. Daher haben die 16 Knasttauben (Menschen, die zum Großteil hier in Frankfurt in u-Haft saßen) ein Briefprojekt gestartet, um auch andere Gefangene zu unterstützen. Los geht es am Sonntag den 09.05. Mehr Infos dazu findet Ihr auf der Seite der Haftunterstützung Hessen. Schnappt Euch Stift und Papier und los gehts.

Das ist unsere Solidarität gegen ihre Repression!