Prozessbericht Ella Tag 2. (8.06) / Court case report day 2

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Auch dieses Mal war die Öffentlichkeit weitgehend ausgeschlossen, nur vier Sitze blieben, um den gesellschaftspolitisch so wichtigen Prozess gegen die Klimaaktivistin zu beobachten, die mit ihrem Körper versucht hat das Vogelsberger und Frankfurter Trinkwasser und die dreihundertjährigen Eichen zu beschützen.

Das erste bemerkenswerte: Die Staatsanwältin F. war im letzten Termin verhindert und hatte das Video des Richters am ersten Prozesstag zur Räumung gar nicht gesehen. Denn dort konnte man sehen, wie der Polizist das Sicherungsseil der gefesselten Aktivistin durchschneidet, sie nach hinten kippt und unwillkürlich der Fuß Richtung Polizeihelm schnellt. Darauf ist deutlich zu sehen, dass diese Situation ein Arbeitsunfall war. Ich hoffe sehr, dass die Staatsanwältin sich diesen nochmals ansieht und mit den Aussagen der SEK Beamten vergleicht.

Am 2. Prozesstag wurden nun drei SEK Beamte als Zeugen vernommen, deren Glaubwürdigkeit nach den Vorfällen der Rechten Vernetzung im SEK Frankfurt nun in der Allgemeinheit deutlich gesunken ist.

Zum Sachverhalt vernommen, gibt es bei den jungen Kerlen einige Ungereimtheiten. So will der eine Beamte Ella an ihren langen schwarzen Haaren erkannt haben, jedoch tragen die jungen Aktivisti zu ihrer eigenen Sicherheit und auf dem Video deutlich zu sehen immer eine Mütze. Wie soll er sie dann an den Haaren identifiziert haben?

Ganz sicher war sich ein Beamter, dass sie mit ihren dicken Profilsohlen nach ihm getreten habe, sie aber trug Turnschuhe.

Der Nebenkläger des SEK, Anwalt C. Und Polizeisausbilder aus Bonn, flüstert den SEKlern ständig zu, was sie sagen sollen. Desweiteren bleiben sie anonym und werden trotz Antrag nicht vereidigt.

Nun wird Stunden um Stunden diskutiert.

Nicht erörtert wird aber, wie es ihr wohl auf dem Seil ging, ob sie vielleicht in Panik oder Schock versucht hat, nach der Schlinge um den Fuß zu treten, wobei sie leicht einen Polizisten an Kopf oder Schulter trifft, das ist nicht gut zu sehen. Ich möchte nicht auf 15 Metern Höhe eine Schlinge um den Fuß bekommen, geschweige denn von drei von allen auf mich zukommenden SEK lern, deren brutales Vorgehen bei Räumungen von Aktivisti vielfältig berichtet wird. Da kommt doch jedem noch so friedliebenden Mensch Panik auf.

Aber diesen Tritt im Gerangel auf 15 m Höhe als schwere Körperverletzung zu betiteln, spricht allen Frauen Hohn, die bei häuslicher Gewalt oder bei einer Vergewaltigung mit schweren seelischen und körperlichen Verletzungen vor Gericht erleben müssen , wie ihre Angreifer kaum oder nur leicht verurteilt werden.

Dieser Prozess hingegen ist kein Prozess gegen eine einzelne Frau, sondern ein Schauprozess, um die Interessen der an der Umweltzerstörung beteiligten wirtschaftlichen Profiteure zu beschützen und die Klimaaktivist*i in ihrer Radikalität zurückzudrängen. Es ist ein Prozess gegen alle Akteur*innen zivilien Ungehorsams und damit stellvertretend ein Prozess gegen eine lebenswerte Zukunft.

Mir stellt sich die Frage, wann wir endlich eine Wende zu einer wahren Demokratie vollziehen, in der auch Landschaften, Tiere und Natur Rechte haben, Vorrang vor Profitinteressen haben.

Dann werden die Umweltzerstörer von heute, die Verantwortlichen für den Klimawandel vor Gericht stehen und sie werden weniger gute Gründe für ihr Vorgehen haben als die Klimaschützer.

Denn wegen Egoismus und Habgier die Welt und die Trinkwasserressourcen zu zerstören, wiegt um einiges schwerer als aus Sorge um die Zukunft der Welt.

Sicher werden in einigen Jahren, wenn die Klimakatastrofe noch spürbarer ist, die verantwortlichen Zerstörer von heute vor Gericht stehen, werden die Gesetze verändert und die heutigen Klimaaktivisti rehabilitiert werden und hoffentlich eine satte Entschädigung erhalten für das Ihnen zugefügte Unrecht, aber besser wäre es, sie gleich freizulassen. Von schwerer Körperverletzung jedenfalls kann in diesem Gerichtssaal keine Rede sein.

A., Prozessbeobachterin der BI gegen die A 49 und Lebenslaute Musikkollektiv

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Also this time the public was largely excluded, only four seats remained to watch the socio-politically so important trial against the climate activist who tried to protect the Vogelsberg and Frankfurt drinking water and the three hundred year old oaks with her body.

The first remarkable: The public prosecutor F. was prevented in the last date and had not seen the video of the judge on the first process day to the eviction at all. Because there one could see how the policeman cuts the safety rope of the bound activist, she tilts backwards and involuntarily her foot jumps in the direction of the police helmet. On this you can clearly see that this situation was an accident at work. I very much hope that the prosecutor will look at it again and compare it with the statements of the SEK officers.

On the second day of the trial, three SEK officers were questioned as witnesses, whose credibility has now clearly decreased in the general public after the incidents of right-wing networking in the SEK Frankfurt.

When questioned about the facts of the case, there are some inconsistencies among the young guys. One officer wants to have recognized Ella by her long black hair, but the young activists always wear a cap for their own safety and clearly visible on the video. How could he have identified her by her hair?

One officer was quite sure that she had kicked at him with her thick profiled soles, but she was wearing sneakers.

The joint plaintiff of the SEK, lawyer C. And police trainer from Bonn, constantly whispers to the SEK officers what they should say. Furthermore, they remain anonymous and are not sworn in despite their request.

Now hours and hours are discussed.

What is not discussed, however, is how she probably fared on the rope, whether she perhaps tried in panic or shock to kick for the noose around her foot, easily hitting a policeman on the head or shoulder, that is not good to see. I would not like to get a noose around the foot at a height of 15 meters, let alone from three of all SEK lern coming towards me, whose brutal approach to evictions of activisti is variously reported. There comes nevertheless each still so peace-loving humans panic on.

But to call this kick in a scuffle at a height of 15 meters a serious bodily injury makes a mockery of all women who, in the case of domestic violence or rape with serious mental and physical injuries, have to experience in court how their attackers are hardly or only lightly sentenced.

This trial, however, is not a trial against a single woman, but a show trial to protect the interests of the economic profiteers involved in the environmental destruction and to push back the climate activists in their radicalism. It is a trial against all actors of civil disobedience and therefore a trial against a future worth living.

I ask myself when we will finally make a turn to a true democracy, in which landscapes, animals and nature also have rights, have priority over profit interests.

Then the environmental destroyers of today, those responsible for climate change will stand in court and they will have less good reasons for their actions than the climate protectors.

Because destroying the world and drinking water resources because of egoism and greed weighs a lot more heavily than out of concern for the future of the world.

Surely in a few years, when the climate catastrophe is even more noticeable, the responsible destroyers of today will stand in court, the laws will be changed and today’s climate activists will be rehabilitated and hopefully receive a hefty compensation for the injustice done to them, but it would be better to release them right away. In any case, there is no question of grievous bodily harm in this courtroom.