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Ella ist eine Gefangene aus dem Widerstandsdorf gegen die Zerstörung des Trinkwasserschutzgebietes im Dannenröder Forst für den Autobahndinosaurier A49.
Sie sitzt wegen angeblicher schwerer Körperverletzung gegen Vollzugsbeamte seit über einem halben Jahr in Frankfurt Preungesheim im Gefängnis.
Auch der dritte Prozesstag bringt wenig neue Erkenntnisse. Die Staatsanwältin möchte zu Beginn einen 2. Sicherungsverteidiger für Ella beantragen, ihr Antrag wird abgelehnt.
Heute wird ein weiterer SEK Beamter vernommen. Auch er muss weder seine Identität preisgeben, d.h. er kommt in grüner Montur und mit Hasskappe verhüllt in den Gerichtssaal. K432 aus Köln.
Auch er wird zum Tathergang befragt, nur dass er leider gar nichts gesehen hat. Weder den Vorfall, als Flüssigkeiten aus einem Baumhaus gekippt wurden, noch die Tritte und Schläge, die angeblich passiert sein sollen, da er von der Baumseite, wo es passiert ist, abgewandt war. Er war am 26.11. von der Kripo vernommen worden und beschreibt die „Täterin“ mit Adidasjacke, schwarzen Schuhen, tätowiertem Finger und Schminke im Gesicht. Auf Ellas Räumungsvideo vom ersten Tag war davon nichts zu sehen, nicht einmal die Schuhe waren schwarz. Während für die Besetzerinnen für die Räumung keine Hubwagen zur Verfügung gestandenhaben sollen, wird er nach einer Dreiviertelstunde von der Buche abgeholt, da die Buche zu glatt zum runterklettern gewesen sei.
Danach wird noch einmal das Räumungsvideo gezeigt, fast 30 Minuten lang, auf dem ausser der Versuch auf 15 m Höhe die Bandschlinge vom Fuß zu schnicken und dabei aus Notwehr in Richtung Angreifer zu treten, keinerlei Gewalttaten sichtbar werden. Von welcher Perspektive auch immer, sie schnickt ihren Turnschuhbewehrten Fuß in Richtung Schlinge und trifft dabei Hand und Helm.
Am heutigen Prozesstag wird auch deutlich, warum die anderen SEK ler von schwerer Profilsohle sprechen, denn eine schwere Sohle wird vor Gericht als Waffe bewertet, ein Turnschuh jedoch nicht.
Deshalb wird heute der Turnschuh für die nächsten Gerichtstermine angefordert.
Nun wird ein Brief verlesen, der von Gerichts wegen beschalgnahmt wurde. Der Richter verliest den Brief:
Ella schreibt: Schön, dass das Buch „liberating“von Dir endlich angekommen ist. Es ist wunderbar, davon zu lesen, es beschreibt viele Facetten indigenen Widerstands. Dann geht es um eine gemeinsame Freundin im schwedischen Gefängnis. Mit ihr diskutierte Ella, wie schlimm es sei, dass auch das Samiland durch Eisenminen bedroht sei. Kritisch äußert sie sich über die Worte der schwedischen Freundin, die antwortete: „Eisen ist gut und Grenzen sind gut.“ Sie schreibt an ihre Empfängerin kritische Worte zu dieser Einstellung.
Weiterhin führt sie aus, dass nach der Räumung im Danni sie zu dem Schlus gekommen ist,, dass es sich bei den Vertretern der Justiz um Menschen handeln muss, die in ihrer Kindheit vernachlässigt wurden. (Heiterkeit im Publikum) Sie hätten Angst ihre Dominanz zu verlieren und ihnen sei nicht bewußt, dass sie alle Blumen abschneiden können, nicht aber den Frühling aufhalten können.
Sie bezieht sich dabei auf das mangelnde Einfühlungsvermögen des Staatsapparats, sich mit intakten Wäldern und einem vielfältigen Tierreich in guter Verbindung zu fühlen und diese zu schützen.
Sie selber spricht in dem Brief die Hoffnung aus, dass sie stärker aus dem Knast herauskommen möge als sie hineingegangen ist.
Nach Verlesen des Briefes macht der Richter den Eindruck, als ob er sich selber wundert was denn in diesem Brief schlimmes drinstehen soll.
Als Zuhörer jedenfalls wurde nochmals deutlich, dass es sich um einen hochpolitischen Prozess handelt, denn es geht ja in diesem Brief nicht darum, was sie getan hat, sondern welche Haltung sie einnimmt.
Die Haltung, sich aufgrund der Klimakrise gegen Grenzen und Eisenindustrie zu stellen, hat den Richter veranlasst, den Brief zu beschlagnahmen.
Er gibt den Brief an die Empfängerin frei und behält eine Kopie für die Akten.
Prozessbeobachter und Unterstützer der Kampagne „Freiheit für die Klimaschützer“ aus dem Netzwerk um den Dannenröder Forst hatten sich ja bereits mit einer Grossveranstaltung auf den Tag der Urteilsverkündung vorbereitet.
Nun sind aber fünf weitere Prozesstage veranschlagt worden.
Ella is a prisoner from the resistance village against the destruction of the drinking water protection area in Dannenröder Forst for the A49 highway dinosaur.
She has been in prison in Frankfurt Preungesheim for more than half a year for allegedly causing grievous bodily harm to law enforcement officials.
The third day of the trial also brings little new information. The prosecutor wants to apply for a 2nd security defense lawyer for Ella at the beginning, her application is rejected.
Today, another SEK officer is questioned. He, too, does not have to reveal his identity, i.e. he comes into the courtroom in a green outfit and covered with a hate cap. K432 from Cologne.
He, too, is questioned about the course of events, except that he unfortunately did not see anything at all. Neither the incident when liquids were tipped out of a tree house, nor the kicks and punches that allegedly happened, because he was facing away from the side of the tree where it happened. He had been interviewed by the CID on Nov. 26 and described the “perpetrator” as wearing an Adidas jacket, black shoes, a tattooed finger and makeup on her face. On Ella’s eviction video from the first day, none of this could be seen, not even the shoes were black. While for the squatters for the eviction no lift trucks are said to have been available, he is taken away from the beech tree after three quarters of an hour, because the beech tree was too slippery to climb down.
Afterwards, the evacuation video is shown once again, for almost 30 minutes, on which no acts of violence are visible, except for the attempt to cut the tape sling from the foot at a height of 15 meters and to kick in the direction of the attacker out of self-defense. From whatever perspective, she snaps her sneaker-armored foot in the direction of the sling, hitting her hand and helmet.
On today’s trial day it also becomes clear why the other SEK ler speak of heavy profile sole, because a heavy sole is evaluated in court as a weapon, but a sneaker is not.
Therefore, the sneaker is requested today for the next court dates.
Now a letter is read out, which was sounded by court. The judge reads out the letter:
Ella writes: It’s nice that the book “liberating” from you has finally arrived. It is wonderful to read about it, it describes many facets of indigenous resistance. Then it is about a mutual friend in prison in Sweden. With her, Ella discussed how bad it was that Samiland was also threatened by iron mines. She is critical of the words of the Swedish friend, who replied, “Iron is good and borders are good.” She writes to her recipient critical words about this attitude.
Furthermore, she states that after the eviction in Danni she came to the conclusion that the representatives of justice must be people who were neglected in their childhood. (Laughter in the audience) They are afraid of losing their dominance and they do not realize that they can cut all the flowers, but they cannot stop the spring.
She refers to the lack of empathy of the state apparatus to feel well connected with and protect intact forests and a diverse animal kingdom.
In the letter, she herself expresses the hope that she will come out of prison stronger than she went in.
After reading out the letter, the judge gives the impression that he himself is wondering what bad things are supposed to be in this letter.
As a listener, in any case, it became clear once again that this is a highly political process, because the letter is not about what she has done, but what attitude she is taking.
The stance of opposing borders and the iron industry because of the climate crisis prompted the judge to seize the letter.
He is releasing the letter to the recipient and retaining a copy for the record.
Trial observers and supporters of the campaign “Freedom for the climate protectors” from the network around the Dannenröder Forest had already prepared for the day of the pronouncement of the verdict with a large event.
Now, however, five more days of trial have been scheduled.