„Free Ella“ heißt es auf den Transparenten die, auf verschiedensten Demonstrationen und Aktionen auftauchen – insbesondere seit das Amtsgericht Alsfeld Ella zu mehr als zwei Jahren Knast verurteilt hat. Diese Form von Solidarität ist super, vergisst aber oft, dass seit der Räumung des Dannenröder Forst auch eine zweite Person im Knast sitzt – um die es in diesem Text gehen soll. Björn wurde in diesem Jahr in zwei Prozessen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
Nach Monaten der Räumung und Rodung der Wälder, die für den Bau der A49 weichen mussten und vielen lebensgefährlichen Räumungsaktionen der Cops wurde Björn im November im Danni festgenommen und eingesperrt. Von Anfang an gab er Personalien an, kam aber trotzdem in Untersuchungshaft. Die Cops warfen ihm zweimal Körperverletzung im Zuge der Räumung vor, Anfang des Jahres wurde er deshalb zu 12 Monaten Haft verurteilt – ohne Bewährung. Im Mai folgte ein weiteres Verfahren wegen angeblicher Straftaten aus anderen Aktionen. Ein Sammelsurium an Anklagepunkten von Hausfriedensbruch, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, Widerstand und tätlicher Angriff gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigungen und Fahren ohne Tickets wurde verhandelt. In einem Deal wurde gegen Geständnis versprochen, dass inklusive der Haftstrafe von vorher maximal 2 Jahre und 6 Monate raus kommen. Tatsächlich berechnete die Richterin das vorherige Urteil aber nicht mit ein und verurteilte zu zusätzlichen 2 Jahren und 2 Monaten. Wie auch immer sie so ihre eigene Propaganda von der „Resozialisierung“ glauben können und sich als die Guten darstellen, wenn sie sich nicht mal an ihre eigenen Versprechen halten. Deshalb läuft eine Berufung gegen das Urteil und Björn sitzt weiter in Untersuchungshaft.
Untersuchungshaft ist oft noch beschissener als Strafhaft, denn alle Briefe werden mitgelesen, Telefonate mitgehört, eine Verlegung in den offenen Vollzug (also mit etwas mehr „Freiheiten“) ist nicht möglich. Der Knast zensiert zudem alle politischen, Texte, die reingeschickt werden. Das Rote Hilfe Magazin beispielsweise ist nicht erlaubt, da „der Erhalt dieser Zeitung die Haftziele gefährdet“. So soll ein politischer Austausch und Diskussion verhindert werden. Gleichzeitig schaffen auch nicht alle Briefe den Weg raus, so schreibt Björn: „Zensieren tun die hier am laufenden Band, vor allem wenn es darum geht, wenn Dinge in Briefen über deren Verhalten steht, was ihnen nicht passt!“
Für ein halbes Jahr war zudem keinerlei Besuch möglich, nicht mal ein Videotelefonat über Skype, wie in anderen Knästen üblich.
Während es Sommer wird, geben die Briefe von Björn einen Eindruck was es mit Menschen macht, sie einzusperren: „Wenn ich jetzt hier aus dem Fenster schaue und die Sonne sehe, und zu wissen, draußen fängt das Leben wieder an zu blühen und mir dann aber im selben Moment klar wird, nicht raus zu können, zu wissen noch eine lange Zeit nicht in lauen Sommernächten an tollen Plätzen die Nacht zu verweilen, den Mond und die Sterne beschauen zu können. Oder kurz gesagt einfach die Welt zu sehen wie sie scheint, wann immer mir danach ist, bin ich schon immer wieder sehr traurig gestimmt.“
Deshalb lasst Björn nicht alleine, so wenig wie die zahlreichen anderen Gefangenen, die in Knästen sitzen. Schreibt Briefe, wenn euch nichts einfällt, schreibt einfach linke Texte ab, gerne was zu Hausbesetzungen. Den Nachnamen fürs Briefe schreiben erfahrt ihr bei freethemall at riseup do net.
„So fern und doch so nah – der Freiheit entgegen, Tag für Tag – Jahr für Jahr“.