Knastalltag JVA 3 Frankfurt

Einblick in den Alltag/ Tagesstruktur im Knast der JVA 3 Frankfurt Preungesheim, geschrieben von einem ehemaligen UP Menschen.

Der Tag morgens begann mit dem Wecken um 06:00, manchmal auch erst um 06:30, wenn der Aufschluss gemacht wurde. Wochenends wurde erst um 08:00 geweckt. Obwohl ich meistens noch ziemlich müde war, da ich abends nicht einschlafen konnte, lohnte es sich früh aufzustehen, um den Umschluss wahrnehmen zu können. Unter der Wochen waren die Zellen morgens zwischen 06:30-08:00 offen, außer du befindest dich in Zellenquarantäne (zb nach einem Gerichtstermin) oder in einer “besonderen Maßnahme” (was genau das ist habe ich trotz öfterem Nachfragen nie erklärt bekommen. Erlebt habe ich als komplette Abschottung von allen Mitgefangenen inklusive Einzelhofgang statt in der Gruppe).
Im Umschluss konntest du im Gemeinschaftsraum sitzen und mit anderen Kaffee trinken, Anträge abgeben, Brot fürs Frühstück/ Abendessen aus der Stockwerkküche holen, duschen, den Müll aus deiner Zelle ausleeren, mit anderen in deiner Zelle sitzen und Zeitung lesen oder Kreuzworträtsel machen (ironischerweise gab es sogar einen Schlüssel für die eigene Zelle mit dem durch ein separates Schloss (natürlich nicht das der Schließerinnen) du als Gefangene(s) deine eigene Zellentür während des Umschlusses von außen aufschließen konntest. Die Innenseite der Zellentür hatte kein Schlüsselloch.
Der Umschluss wochentags endet mit dem Einschluss um 08:00. Hierbei wird kontrolliert, dass in jeder Zelle eine (und nicht mehr weil Recht und Ordnung undso :P) Insassin drinnen ist.
Dann hieß es ca. eine Stunde warten und dabei zb Tee trinken (Wasserkocher gab es in der Zelle), frühstücken und Radio hören. Zwischen 09:00 und 09:15 kam eine Wärterin/ ein Wärter rein und fragte, ob du in den Hofgang willst. Sagtst du “ja”, ziehst du Schuhe und Jacke an und sammelst dich mit den anderen im Flur vor der Tür zum Treppenhaus.
Hofgang hatten (in unserem Fall) beide Stockwerke zusammen, sodass wir UP’s (unbekannte Personen), die sonst auf zwei Stockwerke aufgeteilt waren, uns eine Stunde gemeinsam im Hof im Kreis bewegen konnten. Machten Menschen “Faxen” wie Purzelbäume oder Rad schlagen, wurde direkt gedroht, dass der Hofgang dann sofort beendet sei. Ebenso war es verboten sich während des Hofgangs mit Menschen, die am geöffnenten Zellenfenster saßen, zu unterhalten. Was natürlich nicht heißt, dass wir es nicht gemacht hätten 😉
Nach dem Hofgang ( Ende ca 10:30) hieß es dann wieder eine Runde alleine in der Zelle sitzen bis zur Ausgabe des Mittagessens, was mal früher und mal später stattfand. Aber in etwa so zwischen 11-12 Uhr. Dazu wurde die Zellentür aufgeschlossen und du konntest mit deinem Geschirr ( wird dir am 1. Knasttag ausgehändigt) auf den Flur treten und dir Essen auffüllen lassen. Nach dem Essen wurde das Geschirr, falls es Suppe in tiefen (extra) ausgegebenen Tellern gab, wieder eingesammelt.
Und dann passierte bis 17:30 erstmal nicht viel.
Manchmal wurde, vorrangig ohne Anzuklopfen, deine Zelle aufgeschlossen und im Türrahmen stand ein Mensch und wollte was von dir. Egal ob du gerade auf dem Klo warst oder schliefst. Zum Beispiel war es die Sozialarbeiterin, um dir dein vor Ewigkeiten beantragtes Buch in die Hand zu drücken. Oder aber die Anstaltsleitung persönlich, um zu fragen, ob du denn nicht einfach deinen Namen angeben willst, da der Knast einfach keinen Platz für uns UPs habe.
Wurdest du nicht aufgesucht, war nun der laaange Zeitpunlkt für Mittagsschlaf, Sport, Radio hören, Stricken, Ausmalbilder ausmalen, Rätsel lösen , Tee trinken oder was mensch sonst noch so machen konnte. Nach sieben Stunden erfolgte dann um 17:30 der abendliche Aufschluss.
Nun konntest du insofern du über Geld verfügtest und dir beim Einkauf, der alle zwei Wochen stattfand, Lebensmittel gekauft hattest, dir in der Gemeinschaftsküche etwas zu Essen kochen. Oder Gesellschaftsspiele mit anderen spielen, deine Post (insofern dir wer schreibt und die Post bis zu dir durchkommt) am Büro der Wärterinnen abholen, Fernsehen oder einfach für ein paar spärliche Stunden am Abend sozial mit anderen interagieren, quatschen, lachen, weinen.
Der Umschluss endete Montag bis Donnerstag um kurz vor 21:00, sodass zur vollen Stunde alle wieder brav in ihren Zellen waren. Freitags ging der Umschluss nur von 16:40.17:30. Auf die Frage ‘warum’ bekam ich nie eine plausible Antwort sondern lediglich ein: “ist halt so”.
Wochenends war die Tagesstruktur sehr ähnlich, unterschied sich jedoch in einigen signifikanten Punkten wie dem Umschluss. Dieser fand Samstags und Sonntags nämlich nur von 14:40-16:30 statt. Morgens fiel er ganz weg. Auch war es am Wochenende deutlich stiller. Keine Sozialarbeiterin, kein Kleidertausch, keine Anwaltsbesuche, kein Mensch von der Bücherei und Anträge wurden keine bearbeitet sowie keine Post ausgeteilt. Somit war mensch meist froh, wenn das Wochenende vorüber war.

— das war jetzt ein kleiner, subjektiver Einblick in den Tagesablauf. Vieles, z.B Thema veganes Essen oder warum wir anfangs Personalien verweigerten, wurden nur angeschnitten, um den Rahmen nicht zu sprengen. Es werden aber weitere Einblicke folgen, um den Alltag im Knast etwas transparenter zu machen.