Gedanken aus dem Knast nach Räumung im Danni

Gefunden auf: Indymedia

Jede ökologische Krise ist auch eine soziale Krise. Der Kampf um den Danni war auch ein Kampf gegen Kapitalismus, Staat und Patriarchat. Lasst uns die Knäste niederbrennen und weiter kämpfen für unsere Freiheit,  und für den Aufbau einer nachhaltigen und solidarischen Welt. Noone is free until all are free.

Der Staat soll fallen, nicht die Bäume.

Ich wurde vor wenigen Tagen aus dem Knast entlassen. Meine Gefühle sind widersprüchlich. Ich fühle mich einerseits machtlos, frustriert, müde und verzweifelt aber auch. Sie wollen uns brechen, wollen unseren Widerstand ersticken und erreichen, dass wir uns unserem Schicksal der Unterdrückten beugen. Doch sie wissen nicht, dass mit jeder Verhaftung, mit jeder Gewalt die sie ausüben auch unser Hass und unsere Wut steigt. Und dass wir uns gegenseitig stärken und wiederaufbauen, durch jedes Zeichen der Solidarität. Statt uns zu beugen sollten wir unseren Hass und unsere Wut nutzen um dem Gefühl der Machtlosigkeit entgegen zu wirken. Lasst uns unsere Wut und unseren Hass sichtbar machen! Sarke Emotionen müssen in unserer Gesellschaft stehts unterdrückt werden. Wer zu positive Emotionen ausdrückt, gilt als hysterisch und nicht ernst zu nehmen. FLINT* Personen sind besonders davon betroffen, da sie sowieso schon darum kämpfen müssen, überhaupt gehört zu werden. Insbesondere Hass wird, unabhängig von den gegebenen Umständen, als volkommen unberechtigt angesehen. Wer hasst, ist grundsätzlich schlimmer als der Aulöser dieser Emotion. Ich glaube, worauf ich in diesem Text hinaus möchte ist die Tatsache, dass das Gefängnis nicht erst hinter diesen Mauern und dem Stacheldraht beginnt. Überall werden wir eingeschränkt und eingeengt. Meine Freiheit wurde mir nicht erst geraubt als ich in den Knast gesperrt wurde. Der Knast hat mir nur gezeigt, dass ich niemals frei war und es niemals sein werde bis alle Menschen frei sind. Die Menschen im Knast sitzen nicht für die „Straftaten“ die ihnen vorgeworfen werden. Sie sitzen für uns alle. Ich hatte das Glück nach kurzer Zeit aus der U-Haft entlassen zu werden- während andere noch Jahre im Knast verbringen müssen. Ich solidarisiere mich mit den Menschen die ich im Knast kennengelernt habe- und mit allen anderen Gefangenen weltweit. Lasst uns unsere Ketten sprengen und die Knäste niederbrennen. Die Gefängnisse sind die Verkörperung der Unterdrückungsmuster die überall in unserer Gesellschaft verwurzelt sind. In unserer ach so perfekten Demokratie werden den Menschen gerade genug Freiheiten zugestanden, dass sie die Regierungen wiederwählen und sich nicht aufbäumen gegen die Autorität des Staates. Der Preis den wir für das Bestehen dieses Systems zahlen ist unsere Freiheit, die Macht über uns selbst. Nehmen wir sie uns zurück. Vergesst nicht, wir sind viele. Es ist Zeit, aus der uns auferzwungenen Rolle der Unterworfenen, des Spielballs der Reichen und Mächtigen heraus zu kommen und zurück zu schlagen. Der Kampf um den Danni war ein Kampf für den Erhalt der Natur und gegen die Klimakrise. Es war aber immer auch ein sozialer Kampf. Denn jede ökologische- ist auch eine soziale Krise. Es war der Kampf um einen Freiraum jenseits von Herrschaft, Kapitalismus und Patriarchat. Den Danni haben sie uns genommen. Aber unser Widerstand bleibt bestehen. You cannot evict a movement. Dass der Dannenröder Wald gefallen ist während wir uns am Anfang einer Klimakrise mit katastrophalen Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt befinden, zeigt einmal mehr, dass Kapitalismus und Nachhaltigkeit unvereinbar sind. Solange es uns nicht gelingt, das bestehende System mit all seinen Zwängen der Unterdrückung und Ausbeutung zu überwinden, haben wir keine Chance, diesen Planeten für zukünftige Generationen zu erhalten. Der Kampf gegen die Klimakrise ist ein Kampf gegen Kapital und Staat. Der Staat muss fallen, damit die Wälder stehen bleiben. Auch aus feministischer Sicht ist die Räumung im Danni, genauso wie die Räumung der Liebig34 ein Schlag ins Gesicht. Für mich als FLINT* Person war der Danni ein Rückzugsort vor dem alltäglichen Sexismus. Ich konnte merken wie jedes mal wenn ich diesen Wald betrat eine Anspannung von mir abfiel, die sich durch die ständige Konfrontation mit den patriarchalen Unterdrückungsmustern unserer Gesellschaft bei mir angesammelt hatte. Diesen Ort habe ich zumindestens als überwiegend frei von patriarchalen Strukturen wahrgenommen. Wenn uns diese einzigen Freiräume genommen werden ist es zum verzweifeln. Lasst uns unsere Stimmen und Fäuste im Widerstand erheben. Feminismus oder Schlägerei. Noone is free until all are free. Burn all prisons. Smash patriarchy. Fight for climate justice and equality.