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Briefe, Besuche, Bedingungen

Wir werden zukünftig bei den Gefangenen die Infos zu den Bedingungen eintragen. Es gibt für die einzelnen JVAs keine einheitlichen Regelungen und auch die Corona Bestimmungen unterscheiden sich. Zusätzlich ändern sich die Bedingungen innerhalb derselben JVA, wenn Menschi Haftbeschränkungen nach §119 StPO hat oder keine. Im ersten Fall ist das Besucherprozedere deutlich komplizierter als im letzteren Fall. 

Haftbedingungen und Erfahrungsberichte werden weiterhin an derselben Stelle veröffentlicht.

UP6 und UWP 9 sind frei

Am 8.12. wurden UP 6 und UWP 9 ohne Auflagen aus der Haft entlassen. Beide haben ihre Personalien angegeben.
Es sitzen immer noch 5 Menschen in Gefängnissen und das teilweise schon seit 1,5 Monaten. Schreibt Briefe und lasst die Gefangenen nicht alleine.

UP6 and UWP 9 are free
On the 8.12. UP6 and UWP 9 were released without conditions. Both have given there identity.
There are still 5 people imprisoned and some of them for 1.5 months. Write letters and don’t let the prisoners alone.

Einige Gedanken/ erster Erfahrungsbrericht von UP14

Hallo ihr Lieben,

ich wurde am 1.12.20 aus der JVA III entlassen, nachdem ich mich zusammen mit meinen Genoss*innen in U-Haft dazu entschieden hatte, meine Personalien anzugeben. Das ist nichts, mit dem ich mich brüsten will, es erschien uns aber in dieser Situation die beste Option und ich finde das sollte kommuniziert werden. Damit sind meines Wissens nach noch mindestens 4 Menschen aus dem Danni-Kontext in U-Haft. UP18 in der JVA I und UP1, UP9 und UP6 in der JVAIII. Für mich hat diese Zeit vorerst ein Ende, aber für diese Menschen (und auch die anderen Menschen, die hinter den Mauern sitzen und warten) dauert es an. Oder bleibt die Zeit immer noch stehen. Ich habe mich für die Personalienangabe entschieden, stehe aber vorbehaltlos hinter den Entscheidungen der noch eingeknasteten UPs! Egal, welche Entscheidungen sei jetzt oder später treffen, ich bin solidarisch mit ihnen.

Es ist mir sehr wichtig, das einmal aufgeschrieben zu haben, weil ich viel mit Fragen bezüglich meiner Entscheidung konfrontiert werde, und ich nicht will, dass das in irgendeiner Art und Weise Menschen unter Druck setzt!

Seitdem ist schon fast eine Woche vergangen und langsam ebbt die Euphorie des Türen-selbstständig-öffnen-können ab und es stellen sich sehr verwirrende Gefühle ein. Ich bin sehr leicht reizbar und überfordert und habe trotzdem das Gefühl ganz viel in möglichst kurzer Zeit nachholen zu müssen. Ich denke, das ist normal.

In der JVA hatte ich eine kleine Zelle mit PVC Boden, Schreibtisch, Stuhl, separater Nasszelle und Pritsche. Die Wand in meiner ersten Zelle war rosa und einige Menschen vor mir hatten mit Kugelschreiber Strichlisten auf der Farbe geführt. Noch so ein Klischee. Es wird für die Dauer der Quarantäne ein Fernseher zur Verfügung gestellt, damit du auch ja stillgeschaltet und betäubt bist, während du 23 Stunden des Tages auf vielleicht 3 qm verbringst. Das Schönste an dieser Zeit war, dass ich mit 7 und 8 über den Hof hinweg quatschen konnte. Da haben wir auch andere Mitgefangene kennen gelernt. Teilweise war es richtig schlimm, die Menschen laut weinen und zusammenbrechen zu hören und physisch daran gehindert zu werden ihnen nahe zu sein.

Ich weiß noch, dass sich die Tage wir Kaugummi zogen, als einziger Lichtblick am Tag die kurzen Gespräche über den Hof und die eine Stunde Hofgang, die wir auch teilweise isoliert verbringen mussten.

Als dann die ersten Briefe kamen und wir die erste Demo hörten und auch sahen, keimte leise Hoffnung wieder auf. „Ihr seid nicht allein“ riefen die Leute vor der Mauer und „Freiheit für alle Gefangenge!“. Da haben sich auf einmal viele Mitgefangene aus ihren Fenstern gelehnt und nach „Freiheit“ gerufen. Das Wissen, dass es einige Menschen interessiert, was mit uns passiert, das plötzlich wieder präsente Wissen, dass es Menschen gibt, die das System Knast genauso beschissen finden wie ich, hat mir unglaublich viel Kraft und Mut gegeben. Jede Rakete die über die Mauer flog, machte das Leben so viel erträglicher.

Bei den Briefen habe ich mich sehr darüber gefreut, wenn berichtet wurde, was das Schreibende so herumtreibt, mit was für Aufgaben es konfroniert ist, was mich dann auch zur Reflexion anregte. Auch Yoga-anleitunden, kleine Rätsel und schöne Gedichte und Geschichten waren bei mir persönlich sehr willkommen und ich war (und bin) sehr gerührt von der vielen Solidarität, obwohl das ganze Ausmaß ja erst später klar wurde…

Das vieles irgendwie erträglich war heißt nicht, dass die Haftbedingungen nicht teilweise absolut albtraumhaft waren und für die Menschen drinnen immer noch sind.

Am schlimmsten traf es mich, als keine Briefe von außen mehr zugestellt wurden. Eine Woche lang war einfach schweigen und ich machte mir schon große Sorgen um einige Bezugsmenschen. Bis ich in ein Büro geleitet wurde, in dem mir ein sehr selbstüberzeugter Mensch versuchte zu erklären, dass es einfach zu viele Briefe sind und er keine Lust hätte die alle zu lesen. Außerdem würde ja irgendetwas mit dem Absender nicht stimmen, könnte ja wer-weiß-wer mir schreiben, wie soll der Staat das denn überwachen können. Nach zwei Wochen Funkstille wurden dann wieder Briefe ausgehändigt und Postkarten gezeigt. Ging anscheinend doch.

Derselbe, sehr von sich und der Wichtigkeit seines Berufes überzeugte Mensch erklärte mir die Woche zuvor, das wäre ja alles schön und nett, dass die Rote Hilfe uns Geld überwiesen hätte, das wäre aber nach kurzer Bedenkzeit der JVA (in der das Geld schon auf meinem Knastkonto schimmelte) wieder zurücküberwiesen worden. Zufällig kurz bevor der Einkauf stattfinden sollte und ich mir Lebensmittel holen wollte, da es teilweise den ganzen Tag über nur 6 Scheiben Brot (das war im Gegensatz zum Geld teilweise wirklich verschimmelt, no joke) gab, weil irgendwer keine Lust hatte, sich mit dem Thema „vegan“ und „gesunde Ernährung“ zu beschäftigen.

Aber das Geld hätte sie ja schon fast zu unserem Schutze zurückgewiesen, die Rote Hilfe sei nämlich ein vom Verfassungsschutz beobachteter Verein und der Kontakt mit extremistischen Vereinigungen ist verboten. Huch. Zwei Wochen später, nachdem dagegen geklagt wurde und uns rechtgegeben wurde, war es wieder auf dem Konto. Mit der Bemerkung des Richtenden, dass sich die JVA demnächst doch bitte an die Regeln halten sollte. Ging ja doch.

Nochmal zurück zur Post: Danke, danke, danke an all die Menschen, die geschrieben haben. Bitte schreibt fleißig weiter an die Menschen, die noch sitzen und warten, vielleicht kommt ja der ein oder andere Brief durch und sprengt ein Loch in die graue Mauer mit dem Stacheldraht. Hier ist ein Foto von all den Briefen die ich insgesamt erhalten habe. 80% davon wurden mir allerdings erst bei meiner Entlassung ausgehändigt! Unverschämt.

Im Nachhinein entdeckte ich einige Briefe mit Glitzer von denen auch ein guter Teil ungeöffnet war.

Briefe mit Glitzer kommen zwar nicht durch, aber ich lebe für das Gesicht von dem Zensor, wenn der ganze Tand auf dem Schreibtisch landet.

Seid weiter laut und widerständig! Ob im Danni, vor der JVA oder anderswo! 

Das Problem ist nicht, dass Klima/Kletteraktivist*innen eingeknastet werden, das Problem ist, dass es so etwas wie Knäste gibt!

Hier ein Interview mit “Lola” im neuen Deutschland zu den 5 Wochen U-Haft

English translation will follow, but will follow tomorrow (8.12.20)

Update zur Haftunterstützung

Liebe Menschen,

wir durften am Dienstag (1.12) und am Mittwoch (2.12) sechs der sieben Gefangenen der Transpiaktion vom 26.10.20 aus der U-Haft abholen und mit den Bezugis zusammenbringen. An dieser Stelle möchten wir uns für die Enthaltung der Information entschuldigen, da wir diese Aufgabe den Bezugis überlassen wollten und uns unsicher waren, wie viel Öffentlichkeit ein Aktivisti haben möchte.

Freigelassene sind: UWP7, UDP8, UWP14, UWP15, UWP17, UWP19

UMP 18 befindet sich weiterhin in U Haft und wird diese Woche das weitere Prozeder mit dem Anwälti besprechen. 

Wir sind sehr dankbar für eure tolle Unterstützung, für die vielen Anrufe und den Informationen, für die Briefe, für die Soliaktionen und für euren Kampf im und um den Wald herum. Die Gefangenen haben sich über alle Aktionsformen gefreut und die Informationen über verschiedene Kanäle erhalten. Die Gefangenen durften sich die Bilder der Soliaktionen anschauen, haben unseren regelmäßigen Demos mitbekommen und viele Briefe erhalten. Leider sind aber auch extrem viele Briefe nicht zugestellt worden. Dasselbe gilt für Briefe, die die Gefangenen rausgeschickt haben. Wir können nur erahnen, dass es sich um viele gehandelt haben muss, da wir kaum Briefe an die von uns angegebene Adresse erhalten haben. 

Wir möchten das Prozedere für Briefe und Bücher verbessern. Bei Büchern werden wir zukünftig den Anwältis per Haftbogen eine Bücherliste mit ISBN Nummern mitgeben. Die Aktivistis können sich dann Bücher vormerken und direkt einen Antrag auf die ausgewählten Bücher stellen. Bei den Briefen sind wir uns noch unsicher. Eine Absenderi-Adresse wurde bereit geblockt, weitere könnten folgen. Zudem wissen wir auch nicht warum viele der versendeten Briefe aus der U-Haft nie das Gebäude verlassen haben.

Erfahrungen mit Briefen:

Anleitungen kommen an und wurden positiv aufgenommen: Wie lerne ich einen Handstand, verschiedene Meditations und Yoga Übungen, Bastelanleitungen, How Tos zu verschiedenen Themen, etc. (seid kreativ)

Bilder und Zeichnungen werden den Aktivistis gezeigt, aber nicht ausgehändigt. 

Rätsel, Sudokus, Logikspiele, etc. wurden nicht durchgestellt. Vielleicht vermutet die JVA dahinter irgendwelche geheimen Botschaften. Selbst Rätsel aus Zeitschriften wurden nicht zugestellt. Trotzdem weiter probieren, vielleicht hat es bei manchen auch geklappt. Konnten nicht alle Aktivistis dazu befragen.

Schilderungen aus dem eigenen Leben. Menschis haben sich sehr über Briefe gefreut, in denen Menschen das eigene Leben reflektieren, was beschäftigt mich gerade, welche Muster durchlebe ich, was möchte ich an meinem Leben ändern, was sind meine Schwächen und Stärken, wie möchte ich an einer besseren Zukunft mitgestalten,u.s.w. Seid gerne persönlich und zeigt eure Facetten, eure Vielschichtigkeit, wir alle haben viele verschiedene Persönlichkeitanteile, gleichen uns aber in vielen Stadien unseres Lebens, teilen ähnliche Ängste und Sorgen, hoffen auf gleiche Utopien.

Wir von der Haftunterstützung bedanken uns! Die Zusammenführung der Menschen, die Vernetzung der Support- Strukturen, der gemeinsame Kampf für den Wald haben uns sehr inspiriert, beeinflusst und Hoffnung wiedererweckt. Hoffnungen auf eine solidarische Welt. Wir werden diese Momente nicht vergessen und bedanken uns dafür. In diesen Momenten wird uns die Sinnhaftigkeit unseres Handelns bewusster und der Widerstand bekräftigt. 

 

 

Aktivistis frei

English below
Zwei Aktivistis sind seit heute (1.12.) frei, vier weitere folgen die kommenden Tage. Dann wären sechs von sieben Inhaftierten der Transpiaktion vom 26.10.20 frei.
Schreibt weiter Briefe an alle verbliebenen und neuen Inhaftierten. Vielen Dank für diese tolle Unterstützung. Die Menschis von heute haben von dem Wunder Brief erzählt und wie sehr Briefe helfen können.
Nähere Infos zu den Freigelassenen folgen noch und werden auf der Seite aktualisiert.

Activists free
Since today (1.12.) two activists are free. The following days four more are going to follow. When this is through six of the seven activists from the banner action on the 26.10.2020 are free.
Continue to write letters to all remaining and new prisoners.Many thanks for the amazing support. The people who where released today have talked about the wonder of letters and how much they can help.
Further information about the released people will follow on this side.

Weitere zwei Danni-Aktivistis in U-Haft

English below
Am 24.11 wurde die UWP 9 und am 26.11 eine Person mit noch unbekannter UP-Nummer festgenommen und jeweils am Folgetag in U-Haft (JVA 3 in Preugnesheim) gesteckt. Lasst uns die zwei wissen, dass sie nicht alleine sind. Schreibt Ihnen Briefe und macht Krach vor dem Knast.
Wir sind nicht alle – es fehlen die Gefangenen!
Passt auf euch auf und bleibt widerständig!

Two further Danni Activists in investigative custody
On the 24.11. UWP 9 and on the 26.11. one further person with up to now unknown UP-Number where arrested and put into investigative custody on the following day. They are both at JVA 3 in Preugnesheim. Let them know that they are not alone. Write letters and make some noise in front of the prison.
We are not all – the prisoners are missing!
Take care of yourselfes and stay resistend!

Brief #1 von UWP 19

English below
Hallo liebe Menschen

Danke für die Post und die Möglichkeit an diese Adresse zurück schreiben zu können.
Mir geht es ganz gut. Ich genieße die Spaziergänge in der Sonne – wenn auch im Knast Innenhof. Das Essen ist mal vegan, mal nicht.
Morgen (06.11) ist der letzte Tag Quarantäne, mal sehen inwieweit sich die U-Haft dann verändert. Immerhin werde ich dann endlich mal wieder meinen Anwalt sprechen können. Ich denke viel an Bäume, vielleicht auch weil es hier kaum welche gibt. Insofern freut es mich natürlich zu hören, dass es diesem Wald (noch)
gut geht.
Danke Menschen, dass ihr da seid und weiterkämpft! Für diesen Wald, für alle Wälder. Auf dem karierten Blatt findet ihr eine Art persönliches Statement von mir über die Situation hier und generell die Ereignisse der letzten Tage und Wochen. Meine Bitte wäre dieses am liebsten ungekürzt und abgetippt irgendwo zu veröffentlichen. Einfach als ein Zeichen aus dem Knast an alle lieben Menschen „da draußen“.
Danke, dass ihr da seid.
Danke, dass ihr uns UP´s Post schickt. Bitte hört nicht auf damit! Post zu bekommen und zu lesen – das sind tatsächlich die schönsten Stunden hier.
Kraftvolle Grüße aus dem Land des Stracheldrath und Betons. – UWP 19

Statement vom karierten Papier:

„Ein paar Worte aus dem Knast… die mir irgendwie gerade echt schwer fallen. Manchmal drücken Stacheldraht und hohe, graue Mauern auf meine Stimmung. Dann aber kommt Post von euch, ein Foto oder ein Brief und ich habe Hoffnung. Hoffnung, dass der Danni und alle (anderen) Wälder bleiben. Danke dafür, dass ihr weiterkämpft. Das Wissen darum macht mich stark und glücklich. Und das kann mir kein Mensch nehmen.
Dann ist es egal, dass die Wärter uns als „Affen in Käfigen“ (Zitat eines Wärters) sehen. Dass wir aufgrund eines unnötigen Tatvorwurfs hier sitzen und die Schikane über uns ergehen lassen müssen.
Mir hilft es zu wissen, dass ich nicht alleine bin, sondern wir gemeinsam kämpfen. Ich von hier drinnen, ihr draußen.
Solidarität als unsere Stärke, die wir ausleben.
Denn eure Stärke ist meine.
So let´s fight together.

Knastige Grüße – UWP 19“

Letter from UWP 19

Hello dear people
Thank you for the letters and for the opportunity to respond via this address.
I’m quite well. I’m savoring my walks in the sunshine – even though they’re in the prison yard. Sometimes the food is vegan, sometimes it isn’t. Tomorrow (November 11th) is the last day of quarantine, let’s see to what extent this changes the pre-trial confinement. At least i will finally be able to speak to my lawyer again. I’m thinking about trees a lot, maybe also because there are hardly any here. So of course I’m happy to hear that the forest is still fine (for now).
Thank you, people, that you‘re there and fighting on! For this forest, for all forests. On the graph paper you’ll find a kind of personal statement from me about the situation here and generally about the events of the past days and weeks. My request is for this to be published somewhere, preferably uncut and typed out. Simply as a sign from prison to all the kind people “out there”.
Thank you for being there.
Thank you for sending letters to us UPs. Please don’t stop doing that! Receiving and reading letters – those are actually the nicest times here.
Powerful Greetings from the land of barbed wire and concrete. —
UWP 19
Statement from the graph paper:
“A few words from prison… that are somehow very difficult for me right now. Sometimes the barbed wire and tall, grey walls depress my mood. But then i get mail from you, a photo or a letter, and i have hope. Hope, that the Danni and all (other) forests will stay. Thank you for fighting on. Knowing this makes me strong and happy.
And nobody can take that from me.
Then, it doesn’t matter that the guards see us as “monkeys in cages” (quote from a guard). That we’re here because of an unnecessary criminal charge and that we have to endure these harassments.
It helps me to know that i’m not alone, but that we fight together. I from in here, you out there.Solidarity as our strength, that we are acting out.
Because your strength is mine.
So let’s fight together.
Prisonly Greetings — UWP 19”